Beethovenhalle und Festspielhaus in Bonn Komplettausbau viel teurer als angenommen

BONN · "Das Festspielhaus und die Sanierung der Beethovenhalle sind machbar", ist Stadtdirektor Wolfgang Fuchs überzeugt. Im Verwaltungsvorstand der Stadt Bonn bestehe da Einigkeit: Das Festspielhaus als neue Heimat der Beethovenhalle zu etablieren und die Beethovenhalle zu einer funktionierenden Mehrzweckhalle umzubauen sind aus seiner Sicht realistische Ziele - auch mit Blick auf das Beethovenjahr 2020.

Was offensichtlich nicht zu finanzieren ist, ist ein Komplettausbau der Beethovenhalle zu einem hochwertigen Konzerthaus. Die Stadtverwaltung wird ihre Untersuchungen der einzelnen Sanierungsvarianten zwar erst am 29. April in einer gemeinsamen Sitzung von Kultur- und SGB-Betriebsausschuss sowie des Unterausschusses Denkmalschutz vorstellen, nach GA-Informationen steht indes schon fest, dass die aufwendigste Variante wohl nicht für die bisher geschätzten 42,8 Millionen Euro zu haben sein wird. Sie wird sehr viel mehr kosten.

Kein Wunder. Denn schon im Gutachten von 2012 hieß es: Das Volumen des Konzertsaales sei "grenzwertig, die Dimensionierung des Saales entspricht dem zu seiner Zeit üblichen Hörgenre eines sehr transparenten und eher trockenen Saales". Deswegen sieht der hochwertige Ausbau unter anderem vor, mehr Volumen zu schaffen, indem man den Boden tiefer legt. Kritiker meinen, dass sich die Akustik auch durch andere technische Verbesserungen verbessern ließe.

So schlecht kann sie auch nicht sein: Das Beethoven Orchester nimmer zurzeit eine CD in der Beethovenhalle auf. Heribert Beissel, früherer Chefdirigent der Hamburger Symphoniker und Leiter der Klassischen Philharmonie Bonn, brach schon mal eine Lanze für das Traditionshaus. Was aber wohl ein Problem ist, ist die Akustik auf der Bühne. Viele Musiker klagen darüber, dass sie ihre Mitspieler am anderen Ende der Bühne nicht hören können.

Ein Rundgang durch die Beethovenhalle zeigt, dass es an allen Ecken und Enden knirscht. Gut, die Garderobe für die Stars und Solisten könnte vielleicht etwas größer sein. Sie hat den Charme eines Zimmers in einer Jugendherberge. Die Dusche lädt nicht gerade zu einem beruhigenden Wellnessbad ein. Das Problem ist vor allem die Technik - und die in die Jahre gekommene Deckenkonstruktion. Hinter der Bühne geht es zu einer steilen Stahltreppe. Im Hintergrund spielt sich Pauker Stephan Möller auf der Bühne ein.

Durch eine kleine Scheinwerferöffnung kann man ihn beobachten. Noch eine Leiter und eine Treppe weiter geht es über Rastergitter über die Deckenkonstruktion. Durch eine geöffnete Klappe zeigt Günter Schikorra, Projektkoordinator beim Städtischen Gebäudemanagement (SGB), auf die Rabbit-Decke. Die handwerklich erstellte Stuckdecke mit den kunstvollen Reliefkörpern wurde seinerzeit auf Streckmetall angebracht, statische Berechnungen gab es nicht. Fixiert ist die Zwischendecke über zahlreiche herausragenden Drähte an der Betondecke. Der Gips ist an vielen Stellen durch die Strahler abgeplatzt.

Die sogenannte Tonregie ist zwar vollgestellt mit allerlei Technik, doch längst überholt. Im Keller fallen die vielen alten Siegel der "Sicherungsgruppe Bundeskriminalamt" auf. Damals, als hochrangige Politiker zum Bundespresseball oder zu anderen Veranstaltungen kamen, mussten viele Zugänge gesichert werden, insbesondere die Lüftungskanäle.

Der Luftbefeuchter für das Studio sieht aus wie eine Badewanne aus den 1950er Jahren, die Öffnungsluken zu den Filterkammern wie die zu einem U-Boot. Keine Frage: Eine Modernisierung der Halle wird viel Geld kosten. Konkrete Zahlen gibt's Ende April. Nach dem, wie es aussieht, müssen die Zahlen nach oben korrigiert werden.

Den Ausbau zur Multifunktionshalle bezifferte das Gutachten von 2012 auf 29,8 Millionen Euro. Indes muss dabei berücksichtigt werden, dass je nach Ausgangslage, also ob das Festspielhaus realisiert wird oder nicht, ein Probesaal für das Beethoven Orchester obsolet sein wird. Fuch zufolge hat die Bonn Conference Center Management GmbH (BonnCC) großes Interesse daran, die Beethovenhalle zu nutzen.

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