Bonner Jugendschutzkammer Koch soll Kind missbraucht und die Mutter misshandelt haben

Bonn · Ein 32-Jähriger ist vor der Bonner Jugendschutzkammer angeklagt, ein Kind missbraucht und die Mutter misshandelt zu haben. Vor dem Richter beruft sich der Angeklagte auf Erinnerungsverlust aufgrund seiner Alkoholsucht.

Dem Mann auf der Anklagebank ist angesichts der Zuschauer im Saal sichtlich unwohl in seiner Haut. Der 32-jährige gelernte Koch soll eine der beiden kleinen Töchter seiner Freundin regelmäßig sexuell missbraucht haben, und als die Mutter ihn im April dabei überraschte, soll er sie vor den Augen der Kinder verprügelt und fast bewusstlos gewürgt haben.

Anklägerin Susanne Berghoff wirft ihm nun schweren sexuellen Missbrauch in fünf Fällen und gefährliche Körperverletzung vor. Auch soll er die Polizisten, die ihn abführen wollten, attackiert haben. Wie die Staatsanwältin vortrug, soll der 32-Jährige ab Oktober 2016 das damals zehnjährige Mädchen missbraucht haben. Seit 2015 lebte er mit der Mutter der Kinder zusammen, beide Mädchen vertrauten ihm und nannten ihn Papa. Doch immer wieder, wenn die Mutter bei der Arbeit oder aus anderen Gründen nicht anwesend war, soll der arbeitslose Alkoholiker das Kind sexuell missbraucht haben.

Auch in der Nacht des 12. April stand er laut Anklage plötzlich alkoholisiert an dem Bett, in dem die inzwischen Elfjährige mit ihrer sechsjährigen Schwester schlief. Er soll das Mädchen geweckt und wieder missbraucht haben. Doch diesmal bekam die Mutter mit, dass etwas nicht stimmte. Sie platzte ins Zimmer und erlitt einen Schock, als sie sah, was ihr Lebensgefährte mit ihrer Tochter machte. Sie stellte ihn laut Anklage zur Rede und forderte ihn auf, morgens zu verschwinden. Dann legte sie sich den Ermittlungen zufolge zu ihren Kindern ins Bett, um sie vor weiteren Übergriffen zu schützen. Doch eineinhalb Stunden später stand er der Anklage zufolge wieder im Zimmer, war hochaggressiv und schlug auf den Kopf der 31-Jährigen ein. Sie wehrte sich laut Anklage, hatte Angst um ihre Kinder. Da soll er ihr in Hand und Arm gebissen haben.

Mutmaßlicher Täter beruft sich auf Erinnerungslücken

Als sie es dennoch schaffte, die Polizei anzurufen, wollte er sich mit ihr versöhnen. Und als sie sich weigerte, warf er sie laut Anklage auf das Bett, in dem die Kinder lagen und würgte sie, bis sie glaubte, ohnmächtig zu werden. Schließlich kam die Polizei und gelangte ohne Mühe in die Wohnung, weil die Tür aufgrund früherer Gewaltausbrüche des 32-Jährigen nicht mehr schloss. Den Ermittlungen zufolge verprügelte er die Freundin regelmäßig.

Vor der Bonner Jugendschutzkammer wollte der Mann, der zwei Söhne aus zwei früheren Beziehungen hat, nun zunächst nichts sagen. Doch Kammervorsitzender Wolfgang Schmitz-Justen hielt ihm vor: Falls er mit der Sache was zu tun habe und jetzt schweige und das Kind deshalb ausführlich befragt werden müsse, bedeute das ein paar Jahre mehr Haft.

Nach Beratung mit seiner Anwältin erklärte der 32-Jährige: Er habe keine Erinnerung mehr – an gar nichts. Er könne sich nicht vorstellen, dass er solche Taten begangen habe. Falls doch, sei er selbst völlig schockiert. Das alles sei der Alkohol schuld, den er seit der Jugend im Übermaß trinke. Doch der Richter machte ihm klar: „Ich kann Ihnen nicht glauben, dass Sie sich an nichts erinnern. Damit kommen Sie hier nicht durch.“ Polizisten erklärten im Zeugenstand: Der Mann habe zwar eine Fahne gehabt, aber orientiert gewirkt. Er habe ständig geweint und gejammert: Er habe nichts gemacht. Er liebe seine Familie.

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