189 Kinder betroffen Bonner Kita muss überraschend schließen

Bonn · Die Privateinrichtung Kita Mini-Mäuse nahe dem Post Tower in Bonn schließt zum 1. August. Sanierungsstau und Fachkräftemangel sollen laut Betreiberin die Gründe sein. Betroffen sind 189 Kinder.

Das Haus der Kita Minimäuse am Post Tower ist nur noch bis Juli offen. Eltern wurden sehr kurzfristig informiert.

Das Haus der Kita Minimäuse am Post Tower ist nur noch bis Juli offen. Eltern wurden sehr kurzfristig informiert.

Foto: Barbara Frommann

Die Nachricht traf viele Eltern wie ein Schlag: Die Kita Mini-Mäuse an der Kurt-Schumacher-Straße unweit des Post Towers wird zum 1. August geschlossen. Die Betreiberin des 2003 gegründeten privaten Kindergartens mit 189 Mädchen und Jungen, Martina Walzik, begründet den Schritt mit Sanierungsstau im Gebäude und mit Fachkräftemangel. Sie plant, einige Häuser weiter eine kleinere Einrichtung für nur noch 50 Kinder zu eröffnen.

„Das ist ein Drama für uns“, sagte eine Mutter dem GA. Die junge Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, wohnt mit ihrem Mann und Kindern im Rhein-Sieg-Kreis. Weil sie im Bonner Süden arbeitet, hat sie ihr jüngstes Kind bei den Mini-Mäusen untergebracht. Am meisten ärgere sie, dass die Information über die Schließung erst vor wenigen Tagen bekannt wurde. „Die Anmeldeverfahren an den Kitas der Kommunen und freien Träger sind doch längst abgeschlossen. Die Schließung fällt doch nicht einfach so vom Himmel“, klagte die Frau. Jetzt habe sie wie andere Väter und Mütter das Problem, für ihren Sohn ab August noch einen Platz zu finden.

„Ich habe im Jugendamt in unserer Gemeinde bereits nachgefragt, doch da hat man nur hilflos mit den Schultern gezuckt und auf die lange Warteliste verwiesen.“ Zwar habe Walzik allen Eltern angeboten, sich um einen Platz in ihrer neuen Kita oder bei einer ebenfalls von Walzik betriebenen Großtagespflegestelle in Bonn zu bewerben. Doch große Hoffnung, dort einen Platz zu bekommen, habe sie nicht, sagt die Frau. „Das sind ja viel weniger Plätze, als sie bisher anbieten konnte.“

Mietvertrag bis 2020

Walzik selbst ist da optimistischer. „Ich mache gerade eine Bedarfserhebung unter den Eltern und habe allen angeboten, ihnen bei der Unterbringung ihres Kindes behilflich zu sein“, betonte sie auf GA-Nachfrage. Schließlich wechselten 32 der 189 Kinder auf die Grundschule. Zudem meldeten jedes Jahr eine ganze Reihe Eltern ihre Kinder ab, weil sie einen Platz in einer öffentlich geförderten Einrichtung gefunden hätten. Zum Hintergrund: Als privat-gewerbliche Einrichtung werden die Betreuungsplätze in der Kita Mini-Mäuse nicht gefördert. Die Eltern zahlen deshalb für einen Platz deutlich mehr.

Walzik versteht zwar den Ärger und die Verunsicherung der Eltern. „Aber das Ganze war ein langer Prozess. Wir konnten nicht früher mit der Information herauskommen.“ Als Gründe für die Aufgabe des Standortes an der Kurt-Schumacher-Straße 24-26 nannte sie den hohen Sanierungsstau des Gebäudeensembles, zu dem die ehemalige Landesvertretung Niedersachsen zählt. Hinzu kam, dass ihr Vermieter, der Immobilienkaufmann Marc Asbeck, sie schon lange aus dem Haus haben wollte.

Eine Räumungsklage vor zwei Jahren verlor Asbeck allerdings. „Unser Mietvertrag wäre 2020 sowieso ausgelaufen“, sagte Walzik. Nicht zuletzt gab auch der akute Fachkräftemangel den Ausschlag, die große Kita zu schließen und sich zu verkleinern, so Walzik. Was Asbeck nach dem Auszug der Kita mit dem Gebäudeensembles vorhat, ist nicht bekannt. Er war am Freitag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Überrascht über das Aus für die Mini-Mäuse zeigte sich Jugendamtsleiter Udo Stein. „Wir haben erst am Donnerstag über das Landesjugendamt die Information erhalten, dass die Betreiberin ihre Einrichtung schließen wird. Da es sich um eine gewerbliche Einrichtung handelt, die keine öffentlichen Zuschüsse erhält, haben wir keine belastbaren Informationen zu den Hintergründen“, sagte Stein. Für die Bonner Kinder, die die Mini-Mäuse bis Ende Juli besuchten und die im Anschluss einen neuen Betreuungsplatz benötigten, stünden grundsätzlich die Bonner Kitas und Tagespflegestellen zur Verfügung. Sein Amt habe alle öffentlich finanzierten Kindergärten aufgefordert, suchende Mini-Mäuse-Eltern auf das Familienbüro hinzuweisen. „Von dort werden alle Eltern bei der Suche nach einem Betreuungsplatz unterstützt“, versicherte Stein.

Das Familienbüro ist unter Telefon 02 28/77 40 70 oder per E-Mail unter familienbuero@bonn.de erreichbar.

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