Marie-Kahle-Preis Kirchenkreise zeichnen Projekt der Flüchtlingsarbeit in Bonn aus

Bonn · Premiere für den Marie-Kahle-Preis: Erstmals zeichneten die evangelischen Kirchenkreise Bonn und Bad Godesberg-Voreifel sowie das Diakonische Werk damit das Engagement der ehrenamtlichen Helfer in der Flüchtlingsarbeit aus.

 Ausgezeichnet: Die Wohnungs-Umzugs-Möbel-Gruppe um Helena Nguyen (Mitte) hilft Geflüchteten bei Wohnungssuche und Umzug.

Ausgezeichnet: Die Wohnungs-Umzugs-Möbel-Gruppe um Helena Nguyen (Mitte) hilft Geflüchteten bei Wohnungssuche und Umzug.

Foto: Susanne Wächter

Für Superintendent Mathias Mölleken ist die Preisverleihung Wertschätzung und Motivation zugleich für jene, die sich seit mehr als zwei Jahren ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit engagieren. „Die Projekte sind eine wunderbare Form der Begegnung.“ Die Idee zum Preis hatte Lena von Seggern, Koordinatorin in der Flüchtlingsarbeit im Diakonischen Werk. „Viele Freiwillige engagieren sich konstant und seit über zwei Jahren in der Flüchtlingshilfe Bonn und der Region. Sie haben einfach unsere Anerkennung verdient“, sagt sie.

Es sei nicht einfach gewesen, aus der Vielfalt der vorgeschlagenen Projekte diejenigen auszuwählen, die den mit je 700 Euro dotierten Preis in Empfang nehmen können. „Alle Gruppen leisten gute Arbeit und es ist keine Abwertung, wenn sie nicht speziell mit dem Preis geehrt werden“, sagt der Integrationsbeauftragte der Stadt Bonn, Coletta Manemann.

Prämiert wurde etwa das Projekt „Internationaler Garten Oedekoven“. Ein Projekt auf Augenhöhe sei dies, so von Seggern. Integration funktioniere dort durch gemeinsames Gärtnern – und dazu brauche es keine gemeinsame Sprache. „Die Geflüchteten haben zum Teil in ihren Heimatländern auch schon Gemüse selbst angebaut. Auch in Deutschland ist dies weit verbreitet. Beide Seiten können voneinander lernen und sich beim Gärtnern auf unkonventionelle Weise kennenlernen.“

Ein weiterer Preisträger ist ein Projekt, dessen Name Programm ist. Die Gruppe nennt sich „Wohnungs-Umzugs-Möbel-Gruppe“. Das klingt nach Anpacken. Und das tun sie auch, wie Helena Nguyen versicherte. Dass sie zusammen mit Mitstreitern an diesem Tag das Projekt präsentieren darf und es sogar ausgezeichnet wird, verschlägt ihr fast die Sprache. „Das macht stolz“, sagt sie stellvertretend für die etwa 100 Mitstreiter der Gruppe.

Darüber hinaus sind sieben Begegnungscafés quer durchs Stadtgebiet ausgezeichnet worden. Noch steht laut von Seggern nicht fest, ob es künftig eine regelmäßige Ehrung geben wird. Denkbar wäre aber, eine solche Aktion alle zwei Jahre durchzuführen.

Marie Kahle: Die Bonnerin hatte nach der Reichspogromnacht am 10. November 1938 jüdischen Ladenbesitzern geholfen, den angerichteten Schaden zu beheben. Wegen ihrer Solidarität wurde sie vom NS-Regime verfolgt und musste aus Deutschland fliehen.

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