Stadtmuseum Bonn Kinder bauen Stadtmauer nach

BONN · Beim Bastelworkshop am Samstag, 12. Januar, im Stadtmuseum diente den jungen Künstlern die aktuelle Ausstellung "Bonn als Festungsstadt" als Inspiration.

Mit kleinen Holzstäbchen formen die Kinder die Bonner Stadtmauer und konstruieren einen Aussichtsturm.

Mit kleinen Holzstäbchen formen die Kinder die Bonner Stadtmauer und konstruieren einen Aussichtsturm.

Foto: Barbara Frommann

"Hier stehen die Ritter und schießen mit ihren Gewehren", verkündet Laura stolz und betrachtet zufrieden ihr Meisterwerk. Doch statt Lob und Anerkennung der anderen "Architekten" erntet sie nur schallendes Gelächter. "Die Ritter hatten doch noch gar keine Gewehre", rufen die Jungs hämisch. "Richtig" stimmt Kai-Ingo Weule zu. "Trotzdem sieht die hölzerne Stadtmauer sehr, sehr schön aus."

Laura ist wieder versöhnt und steckt geduldig die kleinen Holzstäbchen in den Styroporuntergrund und plant einen Aussichtsturm. Gemeinsam mit Viktor, Paul, David und anderen Kindern im Alter von sechs und zwölf Jahren baute sie jetzt im Stadtmuseum im Rahmen der Ausstellung "Bonn als Festungsstadt" den frühen Schutzwall nach. "Viel cooler" fanden Paul und Viktor jedoch die steinerne Bastion aus dem 17. Jahrhundert. "Die machen wir", waren sie sich schnell einig, schnappten sich die Scheren und legten los.

Dafür hatte Museumspädagoge Kai-Ingo Weule eigens einen Bauplan entworfen und auf dickes Papier gedruckt. Ingesamt neun Teile mussten ausgeschnitten werden. Dabei konnten sich die kleinen Ingenieure ruhig auch mal verschnippeln. "Ich habe alle Mauerstücke in Reserve dabei", beruhigte Weule die Kinder.

Reichlich Kleber entlang der Kanten, auf den grün bemalten Untergrund stellen, andrücken und mit Wäscheklammern fixieren. Fertig. Das, was im 17. Jahrhundert über lange Zeit mühevoll aufgebaut, stets erneuert, repariert und ergänzt werden musste, war an diesem Tag innerhalb einer Stunde fertig. Auch diesmal war Kai-Ingo Weule von der Fantasie der kleinen Museumsbesucher restlos begeistert.

"Ich finde es immer wieder faszinierend, wie unterschiedlich die Kinder ein Thema umsetzen", erklärte er und fotografierte die verschiedenen Arbeiten.

Bevor es allerdings zum Basteltisch im Stadtmuseum ging, hatte Weule die kleinen Baumeister mit in die Vergangenheit genommen und führte sie durch die Ausstellung. "Krass, eine echte Kanonenkugel", begeisterten sich die Jungs, die sich gar nicht mehr von der Vitrine lösen wollten. Für Weule war dies das richtige Stichwort.

"Ihr dürft nicht vergessen, dass die Belagerung und der Beschuss der Stadt den Menschen unendlich viel Leid brachte", erklärte der Museumspädagoge. "Wo gekämpft wird, das gibt es immer auch Tod und Schmerz. Auch Kinder in eurem Alter wurden verletzt, ihre Eltern getötet und ihr Zuhause zerstört."

Um die Entwicklung der Stadt in den vergangenen Jahrhunderten anschaulich zu machen, legte er ein Seil um den alten Stadtkern Bonns. "Nur so groß war die Stadt im 13. Jahrhundert", erklärte er und deutete auf das Münster und den kleinen Ring. Aber Laura ermahnte ihn sofort: "Ey, man darf im Museum doch nichts anfassen."

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