Gut Ostler Kinder auf dem Hof willkommen

Lessenich/Meßdorf · Das Gebäude ist sehr alt. Älter als alle Häuser in der Umgebung. Und es hat Meßdorf entstehen und wachsen sehen. Aus dem Jahr 788 stammt das erste schriftliche Dokument von Gut Ostler. Auch wenn seine Geschichte einige Archivbände füllt, ist manches Geheimnis noch nicht gelüftet.

 Geschichte Gut Ostler: Martin Baumgart ist Pächter des Guts Ostler.

Geschichte Gut Ostler: Martin Baumgart ist Pächter des Guts Ostler.

Foto: Roland Kohls

Zum Beispiel das der Kapelle mit kleinem Altar und Bänken vor dem Hofeingang. Davor steht der vom Lessenicher Friedhof übernommene Grabstein von Peter Joseph Ostler, der 1827 den Hof für 3300 Taler übernahm. Zu dem kleinen Gotteshaus gebe es keine Information, sagt Martin Baumgart, Pächter seit 1995. Er selbst hat in der Kapelle geheiratet, und er weiß: Es hat dort auch schon mehrere Bauernhochzeiten gegeben. Deshalb vermutet der 55-Jährige, dass die Kapelle auch katholisch geweiht ist.

Eine frühere Pächterin aus den 90er Jahren habe mal erzählt, dass die Kapelle als Dank erbaut wurde, weil Angehörige der Familie Ostler, die regelmäßig nach England fuhren, aus Seenot gerettet wurden. Auch wenn die Kapelle renoviert wurde, bröckelt der Putz. Vor allem das undichte Dach macht Baumgart Sorgen, es soll bald ausgebessert werden.

Die bewegte Geschichte des Guts ist eng mit der Stadthistorie verbunden, denn es war Zehnthof des Cassius-Stifts in Bonn. Einer der Lehensnehmer war der Ritter Florekin von Lessenich um 1275. Die Bauern gaben als ihren Zehnt zum Beispiel Getreide (trockener Zehnt) oder auch Wein (nasser Zehnt) ab. Anfang des 15. Jahrhunderts ging Ersterer an das Stiftskapitel, Zweiter an den Propst von Sankt Cassius. „Die Waren wurden mit Pferdefuhrwerken in die Stadt gefahren“, sagt Baumgart. Die Bedeutung des Hofes unterstreiche auch ein dort eingesetzter Schiedsmann, der zum Beispiel auch diejenigen verurteilte, die keinen Zehnt abgaben.

Beruflich häufig in Burkina Faso

Der Hof war 1599 bereits auf 140 Morgen Ackerland angewachsen. Mit den Franzosen 1794 kam die Abschaffung des mittelalterlichen Feudalsystems. Dann wurde vergeblich ein Käufer gesucht, so dass das Gut erst an Kölner Bankiers und 1822 dann für 3000 Taler an den späteren Bonner Ratsherren Philipp Joseph Riegeler ging. Seit dem Kauf durch Peter Joseph Ostler fünf Jahre später ist der denkmalgeschützte Hof bis heute im Besitz von dessen Nachfahren, mittlerweile in dritter Generation. Agraringenieur Baumgart wohnt nun mit seiner Familie dort, für ihn ist die Bewirtschaftung derzeit nur ein Nebenberuf. Sein Spezialgebiet ist die Entwicklungszusammenarbeit, nach Aufenthalten in USA und Afrika stieß er auf die Anlage am Burgweg. „Ich wollte ökologischen Landbau machen. Das war damals noch neu“, sagt er. Dazu bot er weitere Dienstleistungen an, wollte so den besonderen Ort den Bonnern näher bringen – zum Beispiel über pädagogische Arbeit mit Kindern.

Hauptberuflich arbeitet der 55-Jährige in Burkina Faso, wo er sich um Klimaanpassung in der Landwirtschaft kümmert. Alle drei Wochen fliegt er dorthin, unterm Strich ist er sechs Monate im Jahr in Afrika. Denn mit dem Ertrag von Gut Ostler allein lässt es sich derzeit nicht leben.

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