Stadt will nicht mehr investieren Keine Toilette am Fernbusbahnhof

BONN · Es ist meistens der erste Eindruck, der zählt. Und der ist an der Fernbushaltestelle an der Thomastraße nicht der beste. Das Wartehäuschen ist verschmutzt und beschmiert, an der Telefonzelle sind Scheiben eingeschlagen und verkratzt, und es gibt keine Toilette. Laut Stadt sind die Zustände nur noch eine Frage der Zeit, weil die Fernbusse ab 2016 woanders halten werden, nämlich unter der Zurich-Versicherung, nur ein paar hundert Meter entfernt.

 Fahrgäste warten an der Thomastraße auf ihren Fernbus. Mancher Reisende wünscht sich hier eine Toilette.

Fahrgäste warten an der Thomastraße auf ihren Fernbus. Mancher Reisende wünscht sich hier eine Toilette.

Foto: Barbara Frommann

Die Situation an der jetzigen Haltestelle: Schilder an der Uhr verkünden "Willkommen in Bonn", der riesige Werbeslogan "Paradiesisch schön" bezieht sich sicherlich nicht auf das Umfeld. "Es gibt hier auch nichts zu essen und zu trinken", sagt Dieter Schwarz aus Troisdorf, der einen Kiosk in der Nähe vermisst.

"Vor allen Dingen aber auch eine Toilette." Die sollte es geben, wenn man mehrere Stunden unterwegs ist - oder wenigstens einen Hinweis, wo sich die nächste befindet. Für die kurzen Standzeiten sei der Weg etwa zum Hauptbahnhof zu weit. Im Bus sei es nicht immer möglich, auf die Toilette zu gehen.

Das Thema greift nun erneut der Bürger Bund Bonn (BBB) auf, der eine Große Anfrage für die heutige Sitzung der Bezirksvertretung Bonn (BV) gestellt hat, die um 17 Uhr im Stadthaus beginnt. Peter R. Kern will von der Verwaltung wissen, wann mit der Reparatur des Unterstandes und der Telefonzelle zu rechnen sei. Beides sei in der BV-Sitzung im September beschlossen worden. Kern hatte damals erfahren, dass eine mobile Toilette an der Haltestelle 1700 Euro Miete im Monat koste.

Er hat selbst recherchiert und ein Unternehmen gefunden, das eine Wochenmiete von 29,40 Euro verlangt. "Der Preis beinhaltet Reinigung und Leerung sowie einen Papierservice", sagt Kern, der die Zustände gegenüber dem Alten Friedhof für nicht zumutbar hält. Wie berichtet, würden sich viele Wartenden in die Büsche schlagen.

Eine 19-jährige Bremerin wartet an diesem frostigen Nachmittag schon seit anderthalb Stunden auf ihren Bus nach Hause. So ganz genau, wann er abfährt, weiß sie nicht. "Ich vermisse hier einen Informationsstand", sagt sie. Den sucht sie in der beschmierten Unterführung neben der Haltestelle - vergeblich, sammelt so aber Eindrücke über die Schmuddelecke. Auch Fernbuskundin Helene Decker findet die Haltestelle nicht schön.

Am Kölner Hauptbahnhof und in München sei das besser gelöst und komfortabler. Die Stadt Bonn will an der Stelle nicht mehr investieren, weil die Tage der Haltestelle gezählt seien: Ab 2016 sei sie nicht mehr nutzbar, weil das Areal für die Sanierung der Viktoriabrücke benötigt werde, so Elke Palm vom Presseamt. Der jetzige Unterstand gehöre nicht der Stadt, er sei wohl früher einmal von einem Reisebusunternehmen errichtet worden.

Auf Beschluss der BV Bonn wird der Fernbusbahnhof im nächsten Jahr auf dem Gelände der Zurich-Versicherungsgruppe in Betrieb genommen - ein paar Schritte entfernt von der jetzigen Haltestelle. Dort müssten laut Palm allerdings noch ein paar Dinge verändert werden, etwa bezüglich der Feuerwehrzufahrt. Es gibt acht Haltebuchten, die jeweils etwa vier Meter breit und knapp zwölf Meter lang sind.

"Die Passanten stehen an einem zwei Meter breiten Seitenbereich des Gehwegs geschützt, der überdacht und beleuchtet ist", teilte die Stadt jetzt mit. Es gebe auch eine Toilette. Die sei allerdings nicht barrierefrei, "da sie nur über eine Wendeltreppe erreichbar ist". Die Verwaltung kann nicht sagen, in welchem Zustand sie derzeit ist.

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