Verteidigungsminister in Bonn Kein Wort zu Bonn/Berlin-Diskussion

BONN · Es geht im Laufschritt durch die Besatzungszeit und die ersten Jahre der Republik. Stalin würdigt Verteidigungsminister Thomas de Maizière keines Blickes, bei einem Plakat von Konrad Adenauer und Julius Leber ("bedeutender Politiker") bleibt er kurz respektvoll stehen. Erste Station im Haus der Geschichte, wo der Minister am Freitag auf Einladung der CDU Bonn als Zeitzeuge erzählt, ist der alte Bundestag.

Thomas de Mazière (links) am Freitag im Haus der Geschichte: rechts Dietmar Preißler, Sammlungsdirektor der Stiftung Haus der Geschichte, in der Mitte CDU-Kreisvorsitzender Philipp Lerch.

Thomas de Mazière (links) am Freitag im Haus der Geschichte: rechts Dietmar Preißler, Sammlungsdirektor der Stiftung Haus der Geschichte, in der Mitte CDU-Kreisvorsitzender Philipp Lerch.

Foto: Max Malsch

De Maizière setzt sich auf einen der abgewetzten Abgeordnetenstühle. "Wer hat denn hier gesessen?", will er von Dietmar Preißler, Sammlungsdirektor der Stiftung Haus der Geschichte, wissen. "Viele." Wie denn sein "erstes Mal" im Bundestag war, will er wissen?

Da sei er von einem der Saaldiener gemaßregelt worden, erzählt de Maizière. Denn als Merkel ihn 2005 als Chef des Bundeskanzleramts holte, hatte er kein Abgeordnetenmandat. Als er, wie aus dem sächsischen Landtag gewohnt, durch die Reihen gehen wollte, habe der Saaldiener ihn gleich wieder zurück auf die Regierungsbank geschickt. "Die sind super streng da", meint er und geht dann über zur "gespenstigen" Atmosphäre im Bundesrat: "Wenn Sie dort reden, hört kein Mensch zu, niemand klatscht. Es ist, als würden Sie durch Watte reden. Die Rede ist nur fürs Protokoll."

Und dann steht de Maizière vor seinem Vater, einer großen Schwarz-Weiß-Fotografie. Ulrich de Maizière mit dem ersten Bundesverteidigungsminister der Bundesrepublik Theodor Blank, Generalleutnant Adolf Heusinger, dem ersten Generalinspekteur der Bundeswehr, und anderen. Der Vater, am Wiederaufbau der deutschen Streitkräfte maßgeblich beteiligt, gilt als einer der Väter der "Inneren Führung", dem Leitbild des Staatsbürgers in Uniform.

In seiner Stimme klingt Ehrfurcht und auch ein wenig Stolz: "Die Bundeswehr ist die einzige Armee auf der Welt, in der der Soldat nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht hat, einen Befehl zu verweigern, wenn er sich gegen die Menschenrechte richtet." Sein Vater habe sein ganzes Leben darunter gelitten, erzählt er, "dass er für einen Verbrecher in den Krieg gezogen ist". Viel Privates erzählt de Maizière nicht: später, dass er als Kind die Hitparade nicht zu Ende schauen durften, weil der Vater zu den Nachrichten umschaltete. Vor einem "Nie wieder Krieg"-Plakat hält er inne.

Vor einer Gedenktafel für gefallene Kameraden in Kunduz habe er genau an diese Aussage gedacht, erzählt er. Und die Frage, ob es gerechtfertigt sei, Gewalt durch Gewalt zu verhindern, beschäftige ihn immer wieder. Es sei schön, dass dem Politikbereich Verteidigung so viel Platz im Haus der Geschichte eingeräumt worden sei, sagt CDU-Chef Philipp Lerch am Ende und fügt ein "gerade für uns Bonner" hinzu. De Maizière lacht. Zur Bonn/Berlin-Diskussion sagt er kein einziges Wort.

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