Kommentar zum Verwaltungspersonal Kehrtwende im Stadthaus

Bonn · Die Zeiten von Stellenabbau oder einem schlanken Organisationsstab bei der Stadt Bonn sind vorerst vorbei. Dies hat gravierende Folgen für die Finanzen der Stadt.

Das Tempo, mit dem Bonns Stadtverwaltung neue Posten aufbaut, ist atemberaubend. Jahrelang verfolgte Personalchef Wolfgang Fuchs mit einem kleinen, aber engagierten Organisationsstab das Ziel, die Ämter effizienter und schlanker aufzustellen – vor allem, weil die Stadt in massiven Finanznöten steckt. Doch jetzt ist von einem Stellenabbau nicht mehr die Rede.

Die Kehrtwende kam mit der Flüchtlingskrise. Natürlich musste die Stadt reagieren und sich mit Sachbearbeitern und Betreuern verstärken. Ebenso zwingend ist es, den Bedarf für Kindergärten in der wachsenden Kommune zu decken. Und auch der Einsatz von Sozialarbeitern an Bonner Schulen erscheint mehr als sinnvoll – um nur drei Beispiele zu nennen.

Doch die finanziellen Folgen sind gravierend. Die Personalkosten sind neben den Sozialtransfers der größte Posten bei den städtischen Ausgaben. Mit jeder Tarifrunde, die im Schnitt bei einer Gehaltserhöhung von zwei Prozent endet, explodieren die Personalkosten um weit mehr als zehn Millionen Euro – eine Hebelwirkung, die mit wachsender Postenzahl immer mächtiger wird.

Dabei sind bei den 302 Millionen Euro ab 2017 noch nicht einmal die Mitarbeiter der ausgelagerten Bereiche erfasst. Beim Theater zum Beispiel machen die Personalkosten den Großteil des städtischen Zuschussbedarfs aus, der bis 2022 bekanntlich auf 31 Millionen Euro anschwellen wird.

Es wäre deshalb fatal, wenn Stadtverwaltungsspitze und Rat das Ziel einer schlankeren Behörde aufgeben würden. Das verlangt Mut: Den Mut, dort einzuschneiden, wo es nicht um städtische Pflichtaufgaben geht.

Und den Willen, den Stellenzuwachs wieder umzukehren, sobald das verantwortbar ist. Im Jahrzehnt der Digitalisierung, die auch in der Privatwirtschaft menschliche Arbeitskraft ersetzt, kann es nicht sein, dass eine Stadtverwaltung immer mehr Menschen fest einstellt.

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