Bonner Haus nach Hubert Roos benannt Katholisches Blindenwerk ehrt seinen Gründer

Bonn · Dass durch einen Schicksalsschlag die Blindenarbeit in Deutschland und der ganzen Welt enormen Auftrieb bekam, konnte damals niemand ahnen. Das Haus des Deutschen Katholischen Blindenwerks in Bonn trägt nun den Namen von Hubert Roos.

 Der Gründer des Katholischen Blindenwerks, Hubert Roos, vor dem Schild des Hauses, das jetzt seinen Namen trägt.

Der Gründer des Katholischen Blindenwerks, Hubert Roos, vor dem Schild des Hauses, das jetzt seinen Namen trägt.

Foto: Benjamin Westhoff

Von einer Sekunde auf die andere änderte sich das Leben es 18-jährigen Abiturienten kolossal. "Wir waren auf dem Rückmarsch und gingen im Ruhrgebiet durch einen Wald", erinnert sich Hubert Roos, heute 90 Jahre alt, noch ganz genau.

Das, was auf dem Boden verstreut lag, sah für den jungen Soldaten aus wie eine Ladung Lebensmittelkonserven, die offenbar von einem Lkw gerutscht war. Doch es waren Minen. "Eine habe ich offenbar mit meinem linken Fuß gezündet", erzählte er jetzt in Bonn.

Die Folge: Er wurde schwer verletzt und verlor sein Augenlicht. "Jetzt hast du dein Abitur umsonst gemacht", ging es ihm durch den Kopf. Dass durch diesen Schicksalsschlag die Blindenarbeit in Deutschland und der ganzen Welt enormen Auftrieb bekam, das konnte damals niemand ahnen. Das Haus des Deutschen Katholischen Blindenwerks in Bonn trägt nun seinen Namen.

Seit Jahrzehnten ist die Blindenarbeit in Deutschland eng mit dem Namen Roos verbunden. So war der Jurist aus Frankfurt 1969 einer der Gründungsväter des Deutschen Katholischen Blindenwerks (DKBW). Heute ist die Selbsthilfeeinrichtung der Dachverband von acht regionalen Blindenwerken, unterhält eine Bücherei und eine Druckerei, kümmert sich um die Weiterbildung und Erholung der Blinden im deutschen Sprachraum und engagiert sich zudem in der Entwicklungshilfe für Blinde.

Von 1969 bis 2014 war Hubert Roos ehrenamtlicher Vorsitzender des Blindenwerks. 1985 beschloss er mit seinen Mitstreitern, gegenüber dem Innenministerium ein Gebäude zu errichten, in das 1986 die Blindenbücherei einzog. 2010 verlegte das DKBW dann seine Geschäftsstelle von Düren nach Bonn.

Eigens aus Frankfurt angereist, ertastete Roos das polierte Schild mit seinem Namen, das kurz zuvor an dem Gebäude an der Graurheindorfer Straße angebracht worden war. "Sie können sicher sein, dass es immer gut geputzt sein wird", versprach Herbert Foit, der heutige Vorsitzende des Vereins.

Rund ein Jahr dauerte es damals, bis sich Hubert Roos zurück ins Leben gekämpft hatte. "Dann beherrschte ich die Brailleschrift und konnte mir Notizen machen", erzählte er. So konnte er endlich mit dem Jurastudium beginnen, das er mit Promotion abschloss.

Auch Ehefrau Renate ist Juristin. "Natürlich war es auch für mich nicht ganz einfach", erinnert sie sich an die gemeinsame Jugend zurück. "Ich musste mich auch erst an den Umgang mit einem Kriegsblinden gewöhnen."

Eine Zeit, die für Roos besonders schwierig war. "Man hat mir damals den Boden unter den Füßen weggerissen. Ich habe lange gebraucht, bis ich mein Schicksal akzeptiert habe", gibt der 90-Jährige zu. Heute ist er versöhnt, aber: "Ich habe meine Frau noch nie gesehen. Auch meine Kinder und Enkel nicht. Meine Familie einmal zu sehen, das ist der einzige Wunsch, den ich habe", sagte er während der Feierstunde in neuen "Hubert-Roos-Haus" in Bonn.

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