Erste Details veröffentlicht Karte zeigt Hochwassergefahren in Bonn

BONN · Eine Veröffentlichung der Starkregenkarten für den Stadtbezirk Beuel ist im Dezember geplant. Die Hochwassernotgemeinschaft erinnert am Mittwoch bei einem Treffen im Ratssaal an das Rheinhochwasser vor drei Jahrzehnten.

Das Bonner Tiefbauamt arbeitet derzeit an der Veröffentlichung von Hochwasserkarten für das gesamte Stadtgebiet. Mit der im Dezember geplanten Erneuerung der städtischen Internetseite soll die erste Karte für den Stadtbezirk Beuel für alle Bürger abrufbar sein. „Wir rechnen damit, dass die Stadtbezirke Bonn, Hardtberg und Bad Godesberg im ersten Quartal des kommenden Jahres folgen werden“, erklärte der Leiter des Tiefbauamts Peter Esch. Das Kartenwerk wird Bürgern ermöglichen, straßengenau nachzuschauen, wo Überschwemmungsgefahren bestehen. Sie können dann in die Karte hineinzoomen. Es geht dabei nicht um etwaige Folgen eines möglichen Rheinhochwassers, sondern um sogenannte Starkregenereignisse bei schweren Unwettern, die in den vergangenen Jahren immer wieder schwere Schäden an Häusern angerichtet haben.

Die Karten sind Ergebnis einer Untersuchung, die das Ziel verfolgt, Schwachpunkte in der städtischen Infrastruktur auszumachen und entsprechend zu reagieren. „Für normale Ereignisse ist Bonn gut gerüstet, aber bei Extremwetterlagen haben wir Defizite“, erklärte Esch. Die Kartierungen zeigen Überschwemmungsgebiete für drei Fälle auf: zehnjährliche, fünfzigjährliche und hundertjährliche Regengüsse. Das heißt konkret: Regenfälle, die wahrscheinlich alle zehn, fünfzig und hundert Jahre das Stadtgebiet treffen werden. Eine genaue Verortung ist nicht vorhersehbar, wenn es auch besonders gefährdete Gebiete gibt wie die Anlieger am Mehlemer und am Godesberger Bach schmerzlich zu spüren bekamen.

Die Topografie ist mit Hilfe von Radaraufnahmen aus einem Flugzeug vermessen worden. „Das ist alles andere als trivial“, so Esch. Gut auszumachen sei beispielsweise der alte Rheinarm, der im Süden Beuels parallel zum heutigen Flussbett verläuft. Die immer noch bestehenden Vertiefungen wären bei Starkregen in dieser Gegend besonders gefährdet. An der Autobahnabfahrt Bonn-Vilich (A59) ist die Karte ebenfalls blau gefärbt, also als hochwassergefährdet gekennzeichnet; allerdings ist dieser Bereich nicht besiedelt.

Millionen-Projekt: Ertüchtigung des Hochwasserpumpwerks

Die Stadt will mit der baldigen Veröffentlichung zweierlei erreichen: Einerseits können Hauseigentümer die Gefahren für ihr Hab und Gut besser abschätzen und daraus mögliche Schutzmaßnahmen ableiten. „Man kann nicht oft genug betonen, dass es den perfekten Schutz nicht gibt“, sagt Esch. Starkregen könnten an jeder beliebigen Stelle herunterkommen und seien „nicht beherrschbar“. Die Stadt empfiehlt den vorgeschriebenen Einbau einer Rückstauklappe, damit Kanalwasser nicht ins Haus laufen kann. Bauliche Änderungen wie Türschwellen an Eingängen oder Mauern. Die Verwaltung hat einen Ratgeber auf ihrer Internetseite veröffentlicht.

Zum zweiten wird die Stadt Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Institute oder Unternehmen in Risikogebieten über die Ergebnisse informieren, damit sie – wenn nötig – mit entsprechenden Baumaßnahmen reagieren können. Für die Stadt selbst ist der Schutz vor Überschwemmungen ein permanentes Arbeitsfeld. In den nächsten Jahren will sie beispielsweise den Holtorfer Bach, der durch den als Regenrückhaltebecken angelegten Holzlarer See fließt, um den See herum leiten. Ziel ist es, so Esch, dass der Bach dann in das Rückhaltebecken fließen kann, wenn er über die Ufer tritt.

Ein weiteres Millionen-Projekt sei die Ertüchtigung des Hochwasserpumpwerks am Vilicher Bach, einem Zuflussstrom in den Rhein. Der Entlastungskanal für den Mehlemer Bach, mit dessen Bau die Stadt nach den schweren Starkregenüberflutungen vor zwei Jahren begonnen hat, ist zwar betriebsbereit. Aber ist nicht so belastbar, wie sich Esch das vorgestellt hatte. Ein Versuch an der Technischen Hochschule in Köln hatte zum Ergebnis, dass der Kanal nicht so viel Wasser fasst, wie erhofft. Nun wird voraussichtlich noch bis zum Jahreswechsel nachgearbeitet. Beispielsweise entsteht am Einfluss eine Wand, die dafür sorgen soll, dass größere Wassermengen in den Kanal gelangen. Das Projekt wird laut Esch teurer als die veranschlagten 8,3 Millionen Euro, an denen sich Land und Bund mit 60 Prozent beteiligen. Die Endabrechnung liegt noch nicht vor. 200.000 Euro hat die Stadt in ein Frühwarnsystem investiert, das die Pegelstände von Mehlemer und Godesberger Bach überwacht und mit Sirenengeheul bei einem Anstieg Alarm gibt.

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