Machtkampf in Bonn Karnevals-Corps drohen mit Boykott am Rosenmontag

Bonn · Der Festausschuss Bonner Karneval und Traditionsgesellschaften streiten über die Richtlinien zur Teilnahme von Pferden am Rosenmontag. Ein Protest beim Umzug ist denkbar.

Vier Wochen vor Beginn der neuen Session bahnt sich ein Machtkampf zwischen dem Festausschuss Bonner Karneval und den großen Corps an. Der Streit dreht sich um die Richtlinien zur Teilnahme von Pferden im Rosenmontagszug am 12. Februar 2018. Eine Einigung ist nicht in Sicht.

Sollten sich beide Seiten bis Ende Oktober nicht verständigt haben, wollen die Stadtsoldatencorps aus Bonn und Beuel sowie die Ehrengarde der Stadt über mögliche Konsequenzen entscheiden. Den Kommandanten zufolge ist alles vorstellbar – vom stillen Protest im Zug bis zum Boykott. Die drei Traditionscorps haben zwischenzeitlich Stadtdirektor Wolfgang Fuchs um Vermittlung zwischen den streitenden Parteien gebeten.

Streitpunkt: Der Festausschuss will als Veranstalter des Rosenmontagszugs sein Sicherheitskonzept um eine Richtlinie zur Teilnahme von Pferden und Kutschen erweitern. So sollen folgende Voraussetzungen ab 2018 erfüllt sein: Reiter müssen einen Reiterpass vorlegen, Pferde eine Gelassenheitsprüfung absolviert haben, Pferdebegleiter einen Basispass vorzeigen und Lenker eines Pferdegespanns einen Kutschenführerschein besitzen. Diese und weitere Vorgaben gelten laut Stephan Eisel, Vize-Präsident des Festausschusses Bonner Karneval, ab kommender Session auch in Köln.

„Nach den Vorfällen an Rosenmontag 2017 in Köln und Bonn besteht die dringende Notwendigkeit, ein Regelwerk für Reiter, Pferde und Kutschenführer festzulegen. Der Vorstand des Festausschusses setzt sich damit dafür ein, dass die Teilnahme von Pferden im Bonner Rosenmontagszug auch künftig möglich ist“, erklärte Eisel dem GA. Das Regelwerk des Festkomitees Kölner Karneval sei in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Köln und der Reiterlichen Vereinigung (FN) erarbeitet und von allen im Zug aktiven Gesellschaften akzeptiert worden. „Deshalb verstehe ich die Kritik an unserem Vorstoß und die emotionalen Reaktionen der Corps nicht“, sagte Eisel, der eine Übernahme von zusätzlichen Kosten für die Corps zusagte.

"Was in Köln möglich ist, muss noch lange nicht in Bonn machbar sein"

Ralf Wolanski, Kommandant der Bonner Stadtsoldaten, begründete die Kritik am Festausschuss: „Dieses Vorgehen und die Inhalte sind nicht mit dem Präsidium des Festausschusses abgestimmt. Bei diesem Thema fühlen wir uns als Mitgliedsvereine des Festausschusses vom Vorstand nicht vertreten. Was in Köln möglich ist, muss noch lange nicht in Bonn machbar sein. Die Anforderungen können wir in der Kürze der Zeit nicht erfüllen. Zum Beispiel können die Reitställe sich nicht so schnell umstellen und entsprechende Pferde zur Verfügung stellen. Und von den zusätzlichen Kosten will ich noch gar nicht reden.“

Wolanski ärgert sich zudem darüber, dass der Festausschuss der Stadt Bonn signalisiert haben soll, dass die neuen Richtlinien mit den Vereinen abgestimmt seien. „Das Gegenteil ist der Fall. Wir lehnen das Regelwerk in dieser Form ab. Wir können die Auflagen nicht erfüllen.“ Wolanski will gemeinsam mit seinem Vorgänger, Ehrenkommandant Herbert Raab, der Stadt eine geänderte Fassung des Regelwerks vorlegen. „Ich gehe davon aus, dass wir den Stadtdirektor von unseren Bedenken überzeugen können. Alle drei Corps sind für mehr Sicherheit für Pferde und Reiter im Rosenmontagszug, aber die kann man auch anders sicherstellen“, so Wolanski

Hans Hallitzky, Kommandant der Beueler Stadtsoldaten, hat die Hoffnung auf eine Einigung noch nicht aufgegeben: „Am Ende des Tages wird die Vernunft siegen und es hoffentlich eine Lösung geben. Unsere Reitställe können keine Pferde mit diesen Auflagen liefern. Um das zu erfüllen, benötigen wir eine längere Vorlaufzeit. Wenn der Festausschuss sich nicht umstimmen lässt, dann werden wir unsere Teilnahme am Bonner Rosenmontagszug absagen und in anderen Städten mitgehen.“ Von der Vorgehensweise des Festausschusses ist Hallitzky tief enttäuscht. „So geht man nicht mit seinen Mitgliedern und Freunden um“, sagte er.

Protest droht

Thomas Janicke, Kommandant der Ehrengarde, teilte mit, dass sein Generalstab am Dienstagabend intensiv über das Thema diskutiert hat: „Für den Fall, dass sich der Festausschuss bei diesem Thema nicht bewegt, haben wir einstimmig beschlossen, ohne Pferde, ohne Wagen und ohne Wurfmaterial im Rosenmontagszug mitzugehen. Das wäre dann unsere Form des Protests gegen das unkollegiale Vorgehen des Festausschussvorstands. Die Ehrengarde wird den Schulterschluss mit allen Pferde führenden Corps suchen, um eine gemeinsame Strategie des Protests zu entwickeln.“ Janicke erklärte, dass das Absolvieren eines Reiterpasses die Sicherheit im Zug nicht erhöhen würde: „Bislang musste jeder unserer Reiter jährlich mindestens 25 Reitstunden nachweisen. Einen Reiterpass erhält man wie einen Autoführerschein lebenslang. Das beweist nicht, dass ein Reiter im Sattel gesessen hat.“ Schon das belege, dass der Entwurf der neuen Richtlinie keine Verbesserung der Vorjahressituation darstelle.

Stadtdirektor Wolfgang Fuchs ließ über das städtische Presseamt mitteilen: Er habe Verständnis für bestimmte Einwände der Corps. Allerdings bedürfe es in erster Linie einer Einigung zwischen Festausschuss und den drei Corps. Als Vermittler werde er gerne die von den Corps angekündigten Änderungsvorschläge durch das Amt für Bürgerdienste und das Amt für Umwelt, Verbraucherschutz und Lokale Agenda prüfen lassen.

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