Haus der Geschichte in Bonn Karikatur der türkischen Flagge abgerissen

Bonn · Mit roher Gewalt war die Karikatur der türkischen Flagge runtergerissen worden. Jetzt hat das Haus der Geschichte das zerstörte Plakat in der U-Bahn-Station Heussallee wieder ersetzt.

 Peter Hoffmann vom Haus der Geschichte bringt zusammen mit Mitarbeitern eines Werbeunternehmens die neue Karikatur an der Wand der U-Bahnstation Heussallee/Museumsmeile an.

Peter Hoffmann vom Haus der Geschichte bringt zusammen mit Mitarbeitern eines Werbeunternehmens die neue Karikatur an der Wand der U-Bahnstation Heussallee/Museumsmeile an.

Foto: Dennis Sennekamp

Beispiele, wie sehr Karikaturen die Gemüter mancher Menschen erhitzen können, gibt es zu genüge. Welche Macht kritische Bilder haben, spürte das Haus der Geschichte jüngst selbst. Eine vom Museum zur Bewerbung einer Ausstellung in der U-Bahn-Station Heussallee/Museumsmeile aufgehängte Türkei-Karikatur wurde von Unbekannten zerstört und von der Wand gerissen. Am Dienstag hängte das Haus der Geschichte die Kunststofftafel mit dem Bild erneut auf.

Die preisgekrönte Zeichnung des Künstlers Martin Ertl wirkt auf den ersten Blick nicht sonderlich anstößig. Die Karikatur zeigt die türkische Landesflagge, der ihr Stern fehlt − er ist verhaftet. So steht es in der kommentierenden Sprechblase. Trotzdem fiel das Transparent, das die im April angelaufene Ausstellung „Rückblende 2016“ bewerben sollte, nur zwei Tage nach seiner Montage Vandalismus zum Opfer.

Mit roher Gewalt hatten die Täter die bedruckte PVC-Platte von der Wand der Haltestelle gerissen. „Wer das getan hat, darüber können wir nur spekulieren“, so Peter Hoffmann, Sprecher des Hauses der Geschichte. „In unserer Gesellschaft müssen wir Karikaturen aushalten können. Zeichnungen wie diese prangern aktuelle Zustände auf eine nicht beleidigende Weise an“, sagte er.

Doppelte Menge an Schrauben zur Sicherung

Aus diesem Grund hatte sich das Museum entschiede, die Karikatur noch einmal aufzuhängen – diesmal aber um einiges besser gesichert. „Wir benutzen jetzt die doppelte Menge an Schrauben, um die Tafel an der Wand zu befestigen“, sagte Hoffmann. Über dreißig halten das Bild nun an Ort und Stelle. Solange, bis es am 5. Juni durch eine neue Werbetafel ersetzt wird. Dann weicht das Plakat zur aktuellen Ausstellung, die mit rund 100 Fotografien und 50 Karikaturen das politische Geschehen des vergangenen Jahres dokumentiert, der Werbung zur Schau über die Deutschen und ihre Autos.

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