Trend "ArtNight" Künstler erobern Bonner Kneipen

Bonn · „ArtNights“ sind der neue Trend, nun kommen sie auch nach Bonn. Und stoßen bei Hobbymalern auf Begeisterung.

 Tanja Meyer (ganz links) erklärt den Teilnehmern Schritt für Schritt, wie sie ein Bild malen.

Tanja Meyer (ganz links) erklärt den Teilnehmern Schritt für Schritt, wie sie ein Bild malen.

Foto: Benjamin Westhoff

Der Tisch im Gewölbekeller des Lindenhofs in Kessenich ist reich gedeckt. An diesem Donnerstagabend aber nicht mit leckeren Speisen, sondern mit zahlreichen Pinseln, bunten Farben und Tischstaffeleien. Die Malutensilien verraten, dass es kein gewöhnlicher Abend im Kessenicher Lokal wird: eine „ArtNight“ steht bevor.

Das Konzept der in Berlin begründeten Eventreihe ist einfach. Die Teilnehmer treffen sich in Bars oder Restaurants, um innerhalb von zwei Stunden unter Anleitung einer Künstlerin ein vorher ausgewähltes Motiv zu malen. In der Hauptstadt sind die Kunstabende schon der absolute Renner. Dabei soll es ganz egal sein, wie künstlerisch erfahren man ist. Ohnehin ginge es eher darum, einen schönen Abend zu verbringen, etwas „künstlerisch anspruchsvolles“ müsse dabei nicht entstehen, erklärt Tanja Meyer. Die freiberufliche Illustratorin leitet die ArtNights in Bonn. An diesem Abend möchte die 28-Jährige einer bunten Gruppe von sechzehn Teilnehmern zeigen, wie man eine Meeresküste auf die Leinwand pinseln kann.

Schon zu Beginn des Abends herrscht gelöste Stimmung. Spätestens als ein junger Mann aus Versehen aus dem Wasserglas trinkt, das eigentlich zur Reinigung der Pinsel vorgesehen ist, ist das Eis gebrochen und Gelächter schallt durch den Raum.

„Ich weiß nicht, was ich hier tue, aber ich habe Spaß dabei.“

Wenig später gibt Tanja Meyer die ersten Anweisungen. Ehe sich die Nachwuchskünstler versehen, haben sie die wichtigsten Abschnitte ihres Bildes mit Bleistift skizziert und ihre Pinsel in die Acrylfarben getaucht. Meyer erklärt abwechselnd auf Deutsch und Englisch, weil auch einige internationale Teilnehmer dabei sind. Fragende Blicke registriert sie sofort und eilt zur Hilfe. Ihre Erklärungen fallen auch schon mal unkonventionell aus. Irgendwann ruft die Illustratorin durch den Raum: „Seid ihr mit euren Fladenbroten fertig?“ Gemeint sind die langgezogenen Wolken, die auf dem Bild über der Meeresküste schweben. Im Laufe des Abends lobt Meyer viel. Hält sie ein Bild für besonders gelungen, zeigt sie es auch schon mal der ganzen Gruppe. Mehrfach ertönt ein anerkennendes „Wow“ aus den Mündern der Teilnehmer. Sie sind sichtlich angetan von dem Abend.

So meint Elfriede Scheurer, sie sei positiv überrascht, dass es so entspannt und locker zuginge: „Ich habe auch mit einem älteren Publikum gerechnet“, berichtet die 58-Jährige. Julie Cornu, eine junge Französin, erzählt, sie hätte eine Menge Spaß, obwohl sie in ihrer Freizeit sonst nicht malen würde. Ihr Freund John, ein Amerikaner, bestätigt mit einem breiten Grinsen: „Ich weiß nicht, was ich hier tue, aber ich habe Spaß dabei.“ Ganz „hin und weg“ zeigt sich auch Lani Nguyen. Die 32-Jährige aus Köln hat noch etwas Farbe in den Haaren, als sie am Ende berichtet, dass ihre nächste ArtNight schon gebucht sei.

Auch in Bonn scheint das Konzept also voll aufzugehen. Zwei der bisher fünf geplanten ArtNights im August und September sind bereits ausverkauft. Weitere Informationen und Tickets.

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