Flüchtlingslage in Bonn Justizminister zu Besuch beim Kaffeeklatsch

BONN · Im Begegnungscafé im Pfarrheim St. Antonius ist es ein wenig lauter als an den anderen Dienstagen. Rund 80 Flüchtlinge aus der ganzen Welt nutzen normalerweise das wöchentliche Angebot der Katholischen Kirchengemeinde St. Thomas Morus. Dieses Mal sind es ein paar mehr. Das ist nicht verwunderlich, denn es hat sich hoher Besuch aus Berlin angekündigt: Der Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz, Heiko Maas, schaut in Dransdorf vorbei.

 Im Gespräch: Justizminister Heiko Maas (rechts) interessiert sich für die Schicksale der Flüchtlinge, wie das des Syrers Hasso Mahdi.

Im Gespräch: Justizminister Heiko Maas (rechts) interessiert sich für die Schicksale der Flüchtlinge, wie das des Syrers Hasso Mahdi.

Foto: Barbara Frommann

Als der SPD-Politiker den großen Saal des Pfarrheims betritt, stehen einige Flüchtlinge auf, bei seiner Vorstellung wird geklatscht. Fotos werden mit den Handys geschossen, obwohl nicht jeder weiß, wer der Mann im blauen Zwirn ist. Die Menschen im Saal freuen sich, dass sich jemand aus der Politik für sie Zeit nimmt. "Ich hoffe, dass sich der Minister ein wenig Zeit für die Flüchtlinge nimmt", sagt Diakon Ralf Knoblauch, der das Begegnungscafé mitorganisiert.

Das tut Maas, und das obwohl er bereits eine Diskussion über wohnungs- und mietrechtspolitische Fragen im Collegium Leoninum hinter sich gebracht hat. Berührungsängste hat der Politiker nicht. Zielstrebig drückt er Hasso Mahdi die Hand und setzt sich zu ihm an den Tisch. Der Syrer, der seit 2014 in Duisdorf lebt, erzählt dem Politiker in gutem Englisch seine Geschichte. Wie er nach Deutschland gekommen ist zum Beispiel.

Maas hört sich die Schicksale an. Auch das von Esma Hassan. Die Syrerin lebt schon seit vielen Jahren in Deutschland. Sie kam über Völklingen vor vier Jahren nach Bonn und fühlt sich als Saarländerin. Damit hat sie etwas mit dem in Saarlouis geborenen Politiker gemein.

"Unsere Idee ist, jeden Menschen willkommen zu heißen"

Ihre guten Deutschkenntnisse bringt sie in die Gemeinde gewinnbringend ein. Sie übersetzt und vermittelt. Hassan ist eine von vielen ehrenamtlich Engagierten, die die Arbeit für das Begegnungscafé unterstützen. "Unsere Idee ist, jeden Menschen willkommen zu heißen", sagt Knoblauch. "Wir wollen den Flüchtlingen das Ankommen erleichtern."

So auch die Ankunft von Dilsoz Darwish. Der 19-Jährige wollte mit einer Gruppe aus Syrien fliehen. Angekommen ist nur er. Die anderen Gruppenmitglieder sind noch in Syrien geköpft worden. 26 Tage hat seine Reise gedauert. Für ihn ist mittlerweile das Pfarrheim die neue Familie, Esma Hassan eine Ersatztante.

"Diese Schicksale sind erschreckend", sagt Maas. "Ich finde, jeder, der ein Problem mit den Flüchtlingen hat, sollte sich einmal die Geschichten der Betroffenen anhören." Der Justizminister spricht die Ausschreitungen in Heidenau an. "Diese rechten Schläger gehören nicht auf die Straße, sie gehören vor Gericht. Da muss die Staatsanwaltschaft jetzt aktiv werden", sagt Maas. "So etwas wie hier in Dransdorf - das ist Deutschland und nicht die Vorkommnisse in Heidenau."

Hasso Mahdi (Flüchtling aus Syrien): "So etwas wie in Heidenau wird es in Dransdorf sicher nicht geben!"

Der Justizminister sprach sich gestern gegen eine generelle Schutzzone um Asylheime aus. Er wolle nicht in einem Staat leben, in dem jedes Flüchtlingsheim eine Bannmeile braucht, damit sich die Menschen sicher fühlen. Das sehen die Flüchtlinge ähnlich. "Die Menschen hier in Dransdorf sind alle so freundlich und zuvorkommen", sagt Mahdi. "So etwas wie in Heidenau wird es in Dransdorf sicher nicht geben."

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