Serie "Klimahelden" Junger Bonner in der Schülerakademie des WWF

BONN · Julius Strack ist ein außergewöhnlicher junger Mann. Während andere in seinem Alter freiwillig nur ein Comicbuch in die Hand nehmen würden, liest der 18-Jährige im Garten seiner Eltern in aller Ruhe die WWF-Studie "Modell Deutschland - Klimaschutz bis 2050".

In der Langfassung. Und das aus freien Stücken. "Mich hat das Thema Klimaschutz immer interessiert. Ich habe schon in der sechsten Klasse bei Greenpeace mitgemacht", erzählt Julius. Die Online-Portale von Geo, National Geographic, WWF, dem Naturschutzbund und Greenpeace gehören seit jeher zur täglichen Lektüre des Abiturienten.

Mit seinem Wissen gelang ihm in diesem Jahr ein toller Erfolg: Als einer von 20 Jugendlichen durfte er an der Schülerakademie 2° Campus des WWF in Berlin teilnehmen. Im Mai und August beschäftigte sich Julius mit Forschungsfragen zum Klimawandel. "Wir hatten teilweise den ganzen Tag Vorträge zu Themen wie Mobilität und Energie. Das war anstrengend, aber auch super spannend", sagt Julius über die ersten zwei von insgesamt drei Veranstaltungsblöcken. Gemeinsam mit vier anderen Teilnehmern erforschte er konkrete Lösungen zur Optimierung des Energieverbrauchs an Schulen.

Hierfür wurden Modelle aus Architektenpappe gebaut, Daten über den Stromverbrauch gesammelt und die Ergebnisse am Computer ausgewertet. "Ich habe zum ersten Mal gesehen, wie eine Datenerhebung funktioniert und was es heißt, wissenschaftlich zu arbeiten. Wir mussten Maßstäbe beachten und Variablen einfließen lassen, die die Werte verfälschen können", schildert er begeistert. Mit den Ergebnissen ist er zufrieden. "Wir haben ermittelt, dass der Stromverbrauch durch energieeffizientere Lampen deutlich gesenkt werden kann. Die Schulen könnten sogar ihren eigenen Stromverbrauch decken, wenn sie eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach hätten."

Bei all der wissenschaftlichen Arbeit sei der Spaß im 2°-Campus aber nicht zu kurz gekommen. "Im Improvisationskurs konnten wir unserer Kreativität freien Lauf lassen. Da ging es schon mal um die Frage, ob Männer Hosenträger tragen sollten oder nicht", scherzt Julius. Sollten sie denn? "Natürlich nicht." Durch die Schülerakademie hat er neue Freundschaften geknüpft. Erst kürzlich besuchte er eine Freundin vom Campus in Hamburg. Die Teilnahme am 2°-Campus könne er daher nur jedem empfehlen. Einen Tipp für alle Naturwissenschaften-Verächter hat er auch noch: Einfach auf das Thema Ernährung konzentrieren.

Im Oktober endet der 2°-Campus mit dem dritten Block in Berlin. Dort werden die Forschungsergebnisse vor Publikum präsentiert. Ein wenig unbehaglich ist dem 18-Jährigen bei dem Gedanken, denn vor vielen Menschen zu sprechen, sei nicht sein Ding. "Aber danach stehen unsere Ergebnisse als Unterrichtsmaterial für Lehrer zur Verfügung. Das motiviert mich weiterzumachen", freut sich Julius. "Es wäre natürlich toll, wenn unsere Ideen irgendwann umgesetzt werden würden." Besonders von der Politik erwarte er da mehr Initiative. Der Schülerakademie will Julius nach dem Programm als Juniormentor erhalten bleiben.

Ab Oktober beginnt ein neuer Lebensabschnitt: Er wird naturwissenschaftliche Forensik an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in Rheinbach studieren. Julius kann sich gut vorstellen, in der Spurensicherung der Polizei zu arbeiten oder beim Umweltamt. "Hauptberuflich im Klimaschutz zu arbeiten, ist mir zu theoretisch", sagt der Einser-Abiturient. Dennoch bleibt er engagiert. Im November hilft er bei Aufforstungsarbeiten im Siebengebirge, danach will er an Informationsständen aufklären. "Jeder von uns kann mit Kleinigkeiten einen Beitrag leisten. Zum Beispiel beim Einkauf einen Stoffbeutel verwenden anstelle von Plastiktüten", appelliert der 18-Jährige. "Denn nur gemeinsam können wir etwas bewegen."

Schülerakademie 2°-Campus

Die Schülerakademie 2°-Campus ist eine Initiative von WWF und Robert Bosch Stiftung und richtet sich an Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren. In insgesamt drei Blöcken im Frühjahr sowie in den Sommer- und Herbstferien erforschen Jugendliche mit Wissenschaftlern Fragen und Lösungen für eine klimafreundlichere Zukunft. Die Veranstaltungen zu Entwicklungen in den Bereichen Energie, Wohnen, Mobilität und Ernährung finden in Berlin und an Partneruniversitäten in Münster, Wuppertal und Eberswalde statt. Die Teilnahme ist kostenlos. Die Bewerbungsphase für den 2- Campus 2015 beginnt am 16. September.

Bonner Klimahelden

In dieser Serie stellen wir Menschen in Bonn vor, die sich auf ganz unterschiedliche Weise - im Beruf, im Verein oder der Familie - für den Klimaschutz einsetzen. Kennen auch Sie Klimahelden? Schreiben Sie an bonn@ga.de.

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