NRW-Innenminister in Bonn Junge Intensivtäter stoppen

Bonn · Das Programm „Kurve kriegen“ ist gestartet, dass eine frühe kriminelle Karriere beenden soll. Unter einem der Täter leiden im Schnitt 100 Opfer.

 Mit einer Liste von Straftaten eines jugendlichen Wiederholungstäters veranschaulicht Innenminister Ralf Jäger die Notwendigkeit des Präventionsprogrammes.

Mit einer Liste von Straftaten eines jugendlichen Wiederholungstäters veranschaulicht Innenminister Ralf Jäger die Notwendigkeit des Präventionsprogrammes.

Foto: Benjamin Westhoff

So lang kann also ein Strafregister sein. Die Anwesenden im Polizeipräsidium staunten nicht schlecht, als Landesinnenminister Ralf Jäger (SPD) dort am Freitag ein Papier entrollte, dass in Kurzform die kriminelle „Karriere“ eines jungen Intensivtäters auflistete. Die Möglichkeiten des Übeltäters zur Erweiterung der Liste sind derzeit begrenzt, weil er hinter Gittern sitzt. Dass es künftig gar nicht erst so weit kommt, dafür soll nun auch in Bonn das Programm „Kurve kriegen“ sorgen.

30 Intensivtäter im Alter von acht bis 15 Jahren, die in Bonn oder dem Rhein-Sieg-Kreis zu Hause sind, erhalten jetzt eine Sonderbegleitung durch Polizei, Jugendämter und Sozialarbeiter freier Träger wie Caritas und Diakonischem Werk. Sobald die Verantwortlichen überzeugt sind, dass die Minderjährigen in die Spur des Gesetzes zurückgefunden haben, können andere Problemfälle in das Programm nachrücken.

Jäger verdeutlichte, dass ein jugendlicher Intensivtäter nicht nur dem jeweiligen Opfer, sondern auch der Volkswirtschaft enormen Schaden zufüge: Der wird je Täter mit rund 1,7 Millionen Euro beziffert. Jedem in „Kurve kriegen“ investierten Euro stehe ein Nettonutzen von bis zu zehn Euro in Form ersparter sozialer Folgekosten entgegen. Denn Aufwendungen für Erziehungshilfe, Haft und Resozialisierung würden eingespart. Und: Unter einem Intensivtäter litten im Schnitt rund 100 Opfer.

Die Prognos-Studie auf Grundlage der Erfahrungen in anderen Städten scheint zumindest hoffen zu lassen: 40 Prozent der in dem Projekt „Kurve kriegen“ bisher betreuten 500 Klienten sind demnach anschließend nicht mehr straffällig geworden. Die Zahl der Straftaten ging um die Hälfte zurück. Körperverletzungsdelikte reduzierten sich um 75 Prozent.

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