Kommentar zur Cop23 Bonner Hotels profitieren von Klimagipfel

Meinung | Bonn · Im November wird es richtig eng in Bonn: Die Hotels haben kein einziges Bett mehr frei. Grund: die Klimakonferenz, auf der rund 25.000 Teilnehmer erwartet werden.

Aus ökonomischer Sicht spricht zum jetzigen Zeitpunkt nicht viel dagegen, in den frühen Jubel der Bonner Hoteliers einzustimmen. Das Verhältnis von 25.000 Kongressteilnehmern gegenüber 9000 Hotelbetten in Bonn und etwa noch einmal so vielen im Rhein-Sieg-Kreis lässt aus Sicht der Branche eine optimale Auslastung zum Klimagipfel erwarten. Im Wortsinne arm dran sind hingegen offenbar all jene, die dann in Bonn noch ein Hotelzimmer benötigen. Dass außerdem Ferienwohnungen, Hotelschiffe und Privatquartiere bemüht werden müssen (und ebenfalls nicht ausreichen werden), weckt auch in anderen Geschäftszweigen die Hoffnung auf einen lukrativen November. Denn während eines internationalen Gipfeltreffens, so das Klischee, fährt man gern Taxi, geht in den Pausen shoppen und lässt es sich abends gruppenweise im Restaurant gutgehen.

Wenn es denn so kommt, haben die zwölf Tage das Potenzial, nicht nur der Reputation der Stadt, sondern mittelbar dem hiesigen Arbeitsmarkt und damit den Einwohnern zu nutzen. Doch das allein wird noch nicht reichen, um später von einem rundum erfolgreichen Gipfeltreffen sprechen zu können. Wie gelangten täglich 25.000 Menschen in die Rheinaue? Stand Bonn zwei Wochen lang im Stau? Wie gastfreundlich erlebten die Gäste die Stadt? Hatte die Polizei noch Zeit fürs Tagesgeschäft? Sieht die Rheinaue wieder aus wie vorher?

Von den Antworten auf Fragen wie diesen wird es abhängen, ob Bonn auch nach dem Gipfel als „kongresstauglich“ wahrgenommen wird. In diesem Sinne sollte die Manöverkritik im Nachgang nicht allzu knapp ausfallen. Die Hinweise auf bessere Terminabstimmung und die fehlende Bahnverbindung aus der Hotelbranche können da eigentlich nur der Anfang sein. Jetzt gilt es erst einmal, die letzten Hausaufgaben zu erledigen.

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