Treffen der Außenminister Journalisten lernen Bonn von der schönen Seite kennen

Bonn · Die Zahl der Medienvertreter, die zum G20-Außenministertreffen nach Bonn gereist ist, ist etwa doppelt so hoch wie die der Delegierten. Die Medienleute wollen vom Presseamt wissen, was aus der ehemaligen Bundeshauptstadt heute geworden ist.

Nein, viel wisse er nicht über Bonn, sagt ein junger Mann aus China, als er am Eingang zum Pressezentrum im WCCB am Stand der Bonn-Information die Prospekte durchstöbert. Er gehört zu dem großen Journalistentross aus aller Welt, der seit Donnerstag über das G20-Treffen in der Bundesstadt berichtet. Der 28-Jährige greift gezielt nach dem Flyer über das Beethovenhaus. "Da muss ich hin", sagt er. Bonns größter Sohn ist in China ein Star. Was der Journalist nicht weiß: Bonn war bis 1990 auch Hauptstadt der Bundesrepublik.

Doch spätestens als Außenminister Sigmar Gabriel als Gastgeber das G20-Treffen offiziell eröffnet und dabei an die alten Hauptstadtzeiten Bonns erinnert, dürften alle Medienleute Bescheid wissen. Für das Treffen sei "Bonn ein guter Ort für diese Tagung", sagt er, "nicht nur, weil es einmal Hauptstadt war". Bonn stehe auch für eine friedliche Entwicklung Europas.

Von den glanzvollen Zeiten Bonns als Bundeshauptstadt zeugen in dem unterhalb des WCCB-Foyers auf der Rheinebene gelegenen Pressezentrum übergroße Fotos vom Besuch der Queen 1965 in Bonn. Auf anderen ist der ehemalige spanische König Juan Carlos zu sehen, als er mit dem Ex-Oberbürgermeister Hans Daniels vor dem Alten Rathaus fürs Pressefoto posierte oder mit dem inzwischen verstorbenen Altbundespräsidenten Richard von Weizsäcker am Rhein entlangspazierte. "In Bonn sind doch die UN", antwortet Marion Payet (29) vorsichtig auf die Frage, was sie denn über Bonn wisse. Die Französin ist bei der Nachrichtenagentur AFP beschäftigt. "Ich bin in erster Linie zum Arbeiten hier", entschuldigt sie sich, "da bleibt für anderes nicht viel Zeit."

Alexander Kugalin (48) interessiert sich dagegen brennend für Bonn. Vor allem für die Geschichte der Stadt. Der Moskauer gerät regelrecht ins Schwärmen, als er von seinen ersten Eindrücken erzählt. "Ich wohne im Stern-Hotel am Marktplatz, da ist es wunderschön." Überhaupt: Die Journalisten lernen auf ihrem Weg ins WCCB die Stadt von ihrer schönsten Seite kennen. Während die Delegationen samt der Außenminister mit dunklen Limousinen direkt vor dem neuen Kongresssaal vorfahren, befindet sich der Medienzugang ins WCCB auf der Rheinseite. Er ist auch nur zu Fuß zu erreichen. "Wenn die Sonne scheinen würde, wäre es hier noch schöner", meint einer der Pförtner.

Am frühen Nachmittag ist auch Bonns Pressesprecherin Monika Hörig zur Stelle. Eigentlich spielt die Stadt Bonn bei dem G20-Treffen keine Rolle. "Schade", bedauert Hörig. Ein Grußwort des Oberbürgermeisters war aber seitens des Auswärtigen Amtes nicht vorgesehen. Hörig will mit den Journalisten in Kontakt kommen. "Die sind für uns mindestens genauso wichtig wie die Delegierten", sagt sie und schmunzelt. Immerhin 800 Medienleute aus aller Welt sind am Rhein zu Gast. "Das sind für uns wichtige Multiplikatoren", sagt Hörig. Und wenn es den Journalisten in Bonn gefalle, sei das doch eine gute und nachhaltige Werbung für die Stadt. "Es hat im Vorfeld - wie immer bei internationalen Tagungen - etliche Anfragen von Journalisten aus dem In- und Ausland gegeben, die sich danach erkundigt haben, was aus Bonn heute geworden ist", berichtet sie. Viele hätten die Frage gestellt, warum diese Tagung in Bonn stattfinde. Hörigs Standardantwort: "Bonn ist die deutsche Stadt der Vereinten Nationen. Das Auswärtige Amt würdigt diese Rolle dementsprechend."

David Charter berichtet aus Deutschland für die Londoner "Times". Mit seiner Familie lebt der Brite schon lange in Berlin. Vier bis fünf Mal sei er bisher in Bonn gewesen, sagt er. Unter anderem hat er über CDU-Bundesparteitage berichtet. Seit den 90er Jahren ist er als Journalist unterwegs. An Bonn als Hauptstadt erinnert er sich kaum. "Ich denke aber, die Stadt hat sich nach dem Umzug der Regierung sehr gut entwickelt. Wenn man sich hier so umschaut, kann man sehen, dass die Lichter in Bonn offensichtlich angeblieben sind ", sagt er und lacht.

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