Kommentar zur Seilbahn zum Venusberg Jetzt geht es um Fakten

Bonn · Die Machbarkeitsstudie für den Bau einer Seilbahn auf den Venusberg liegt vor. Ergebnis: Sie könnte den auf der zu den Universitätskliniken führenden Robert-Koch-Straße deutlich entlasten. Wie geht's weiter? Wichtig: Viel Transparenz in den nächsten Phasen der Planung.

Der Verkehr auf den Venusberg werde entlastet und technisch sei alles auch kein Problem: Die am Dienstagabend vorgestellte Machbarkeitsstudie empfiehlt eine Seilbahn für Bonn und stellt damit die Weichen für die folgenden Diskussionen und Planungen. Mit einem anderen Ergebnis wäre das Projekt von heute auf morgen endgültig begraben worden. Die Gegner scheinen diese Einschätzung geahnt zu haben: Erst vor wenigen Tagen wollten sie mit eigenen Zahlen belegen, dass der Venusberg – zumindest an der Casselsruhe – staufrei ist. Kessenicher und Dottendorfer redeten jüngst sehr emotional über die Auswirkungen der Bahn.

Die Studie sollte die Debatte nun wieder mehr in Richtung Fakten führen. Dabei ist es gut, dass diese nach den Werkstatttreffen auch weiter nah am Bürger geführt wird. Vier Wochen soll jeder die Ergebnisse sacken lassen, dann folgt die nächste Diskussion. Größte Überraschung ist, dass beide Abschnitte einer Seilbahn mit Fahrt über den Rhein so günstig zu haben sind. Frühere Schätzungen gingen von rund 100 Millionen Euro aus. Laut der Studie ist es inklusive der Planungskosten nun rund die Hälfte. So sinkt bei einer möglichen Landesbezuschussung von 90 Prozent der Anteil, den die Stadt zu zahlen hat.

Doch es geht nicht allein ums Geld, um einen Stau mehr oder weniger auf dem Venusberg oder gar die Durchsetzung eines Prestigeprojekts. Die Verkehr hat in den vergangenen Jahrzehnten enorm zugenommen – und wird es weiter tun. Und zwar in der ganzen Stadt, mit all seinem Gestank und Lärm. Es wird Zeit für echte Alternativen. Mal abgesehen davon, dass neue Straßen um ein vielfaches teurerer sind als die Seilbahn. Bei der weiß man im Übrigen genau, wie lange eine Fahrt über den Rhein dauert.

Die Gutachter haben sich über ihre empfohlene Nordtrasse intensiv Gedanken gemacht. Die Gondeln fahren über zehn private Grundstücke, aber über keinen Garten. Vielleicht stimmt diese Nachricht manchen Skeptiker um. Und wenn nicht: Kritik am Projekt muss auch in der weiteren Planungsphase erlaubt sein. Sie sollte aber konstruktiv sein. Die Stadt sollte im Gegenzug Transparenz zeigen – anders als bei der jüngsten Pressekonferenz, wo sie Nachfragen zur möglichen Entschädigung betroffener Anwohner nicht beantworten wollte.

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