Straßenkarneval in Bonn Jecke blasen zum Sturm aufs Rathaus

Bonn · Prinz und Bonna wollen am Sonntag den Oberbürgermeister aus seiner Amtsstube verjagen. 4500 Teilnehmer bilden den Rosenmontagszug, wenn er nicht wegen Unwetters abgesagt werden muss.

Straßenkarneval in Bonn: Jecke blasen zum Sturm aufs Rathaus
Foto: Barbara Frommann

Wenn die Bonner Stadtsoldaten an diesem Karnevalssonntag mit Prinz und Bonna und wehenden Fahnen das Rathaus stürmen, liegt das vor allem daran, dass ihnen und den Jecken auf dem Markt der Wind um die Ohren bläst. Nach den ersten verregneten Zügen in den vergangenen Tagen sind nun orkanartige Böen gemeldet. Das wird am Rosenmontag eher noch schlimmer.

Zugleiter Axel Wolf bleibt gelassen und ist weit davon entfernt, das Spektakel jetzt abzusagen. Er will den Sonntag abwarten, wenn der Haus-und-Hof-Meteorologe des Festausschusses Bonner Karneval, Karsten Brandt, eine recht zuverlässige Wettervorhersage abliefern kann. Letztlich könne sich auch erst kurz vor dem Beginn um 12 Uhr noch entscheiden, ob der Tross loszieht oder nicht.

Absagen gab es in Bonn bislang nicht so viele. 1962 war die Hamburger Sturmflut der Grund, 1990 ein Sturm. „Die Nachricht kam beim Mittagessen bei den Stadtsoldaten“, sagte gestern die ehemalige Bonna Gudrun Bachmann. „Klar ist man in dem Moment traurig.“ Sie hatte damals aber auch Verständnis für die Entscheidung, denn es dürfe ja niemand von einem Dachziegel oder Ast getroffen werden.

Das gilt auch in diesem Jahr, so Wolf. Die dritte Absage war übrigens 1991 wegen des Golfkriegs, wo noch viele weitere Termine im Karnevalskalender gestrichen wurden.

Jetzt müssen die Narren also noch nicht den Rotstift in die Hand nehmen. Am Sonntag stehen die Garden ab 10.30 Uhr auf dem Markt parat. Die Ehrengarde schlägt ihr mittlerweile 50. Biwak auf und bietet Essen und Getränke an.

Die Stadtsoldaten rüsten sich derweil für die Attacke aufs Rathaus, das Oberbürgermeister Ashok Sridharan mit Mann und Maus verteidigen will. Wortgewaltig steht ihm Ex-Bonna Alexandra Zörner zur Seite. Der Rathaussturm selbst mit seinen verschiedenen Angriffswellen beginnt um 14 Uhr.

Das Prinzenpaar hofft auf viele Jecken

Michael I. und Tiffany I. hoffen an Rosenmontag auf viele Narren am Straßenrand – bis zu 250.000 sind es jedes Jahr. Im Zug selbst gehen 4500 Teilnehmer ab der Thomas-Mann-Straße mit, 73 Gesellschaftswagen sind auf dem 3,8 Kilometer langen Weg durch die Innen- und Altstadt dabei.

Neu sind die Fantasiepferde am Anfang, die die Reiterstaffel der Polizei ablösen, und die Industrie- und Handelskammer, die anlässlich ihres 125-jährigen Bestehens mitmacht. 25-Jähriges feiert Radio Bonn/ Rhein-Sieg. Freuen können sich die Jecken auf Käpt'n Kümos Marching Band, die Heuler-Hexen-Zunft aus Filderstadt sowie rockige Mundart von Köbesse und Kempes Finest. Zu den alten Bekannten gehören Circus Comicus, Carnevale die Venezia und wilde Hunnen.

Die Bonner Polizei will weiter alles für die Sicherheit tun. Es gibt am Montag ab 9 Uhr auch ein Bürgertelefon, erreichbar unter der Rufnummer 0228/15 30 30. Ansonsten gilt natürlich erneut: Wenn der Zug steht, werden keine Kamelle geworfen. Erwachsene sollen vor allem auf die Kinder achten. Noch sicherer wird es an den einzelnen Wagen. Denn neben den sechs oder acht Begleitern (je nach Größe des Gefährts) ist immer noch jemand dabei, der speziell für die Sicherheit zuständig ist und ein Funkgerät dabei hat.

Wer nicht vor Ort schauen kann, muss nicht auf das jecke Treiben verzichten. Wir übertragen den Zoch ab 12.30 Uhr live vom Bonner Marktplatz. So kann jeder bequem am heimischen Computer, am Smartphone oder Tablet von der ersten Gruppe bis zum letzten Besenwagen alles verfolgen.

User können via Twitter mit dem Hashtag #bonnjeck das närrische Treiben kommentieren, eigene Bilder schicken und Grüße übermitteln. Wir blenden die schönsten Tweets während der Sendung live ins Programm ein.

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