Im Porträt Jürgen Haffke kennt alle Seiten Auerbergs

AUERBERG · Der Auerberger bringt sich seit Jahren im Ortsausschuss ein – mit Stadtteilspaziergängen, Jahrbüchern und viel Weitsicht. Seit Neuestem ist der 66-Jährige auch als Präventionsfachkraft gegen Missbrauch in der Thomas-Morus-Gemeinde aktiv.

 Jürgen Haffke lebt nach dem Motto „Es verändert sich nur was, wenn man sich selbst engagiert“.

Jürgen Haffke lebt nach dem Motto „Es verändert sich nur was, wenn man sich selbst engagiert“.

Foto: Silke Meny

„Orientierung zu finden und zu bieten in Raum, Zeit und Gesellschaft, das brauche ich selbst und gebe es gerne“, sagt Jürgen Haffke. Orientierung bietet der 66-jährige gebürtige Bad Bodendorfer, der seit 1979 in Auerberg wohnt, seinen Mitbürgern gleich in mehrfacher Hinsicht.

Zum Beispiel als passionierter historischer Geograf bei der Durchführung historischer Stadtteilspaziergänge. Zum Beispiel bei seinem Betreiben einer Heimatkunde, die „weltoffen und frei von Chauvinismus“ und greifbar in Form von Jahrbüchern und Festschriften ist. Zum Beispiel bei seiner langjährigen Mitarbeit im Ortsausschuss Auerberg als stellvertretender Vorsitzender, der den Stadtteil als angenehm und friedlich und nicht als sozialen Brennpunkt erlebt. Und zum Beispiel als pensionierter Lehrer des Collegium Josephinum, der seine Lehrfächer – Geografie, Geschichte und Sozialwissenschaften – bis heute nicht nur als Lehrstoff begreift, sondern „immer versucht, mich damit konkret vor Ort einzubringen“.

Er ist viel mit dem Rad im Bonner Nordwesten unterwegs

So beschäftigt ihn, wenn er im Bonner Nordwesten mit dem Rad herumfährt oder spaziert, vieles. Wenn er die Bachbrücke an der Estermannstraße quert, weiß er nicht nur, dass es schon im 15. Jahrhundert Hinweise auf eine Brücke an dieser Stelle gab und der Bachknick in Höhe der Rheindorfer Burg, durch den die Burgherren einen Rhein-Altarm trockenlegten, ein historisches Alter hat. Vielmehr macht er sich Gedanken darüber, ob es sich da nicht vielleicht sogar um ein technisches Denkmal des Mittelalters handelt.

„Es ist eine aufwendige historische Baumaßnahme gewesen, die die Aufteilung Graurheindorfs in Ober- und Unterdorf maßgeblich beeinflusst hat“, erklärt Haffke, der 2009 noch bei seinem Professor aus dem Studium über den Tourismus in Ahrtal und Eifel promoviert hat. Schon wandern seine Gedanken weiter: „Sollte der Bach tatsächlich wie geplant verlegt werden, dann handelt es sich bei dem geplanten Mündungsbereich nahe der Fähre nicht um den historischen. Von Renaturierung darf da also nicht geredet werden.“

Er träumt von einer "Rheinaue Nord" in Nähe des Fährpavillons

Apropos Fähre. Nicht nur, dass sein Lieblingsplatz der Fährpavillon ist: Jürgen Haffke träumt auch von einer „Rheinaue Nord“ in diesem Bereich – einem Naherholungsgebiet für an die 10 000 Auerberger, 3500 Graurheindorfer und 4500 Buschdorfer. „Es ist wichtig, über den Stadtteil hinauszugucken als Bestandteil des Bonner Nordwestens und bei weiteren Bebauungen zu beachten, dass eine Stadt ein Übergangsgebiet vom Stadtrand zum Freiland braucht.“

Abgesehen von historischer Geografie – gerade hat er ein Kapitel für einen Eifel-Wanderführer geschrieben – widmet sich Jürgen Haffke aber noch einem anderen Steckenpferd, der Musik. „Ich bin Fan von Klassik und Jazz. Einem Sinfonie-Orchester zuzuhören, das erfreut mich, das beschäftigt meine Seele“, sagt der Vater zweier erwachsener Kinder. So ist er häufiger Gast der Kölner Philharmonie, hat sich obendrein selbst ein hehres Ziel gesetzt. Er möchte endlich ein Instrument erlernen. „Ich bemühe mich, einer Posaune angemessene Töne zu entlocken.“

Als sei all das noch nicht genug, wurde Jürgen Haffke jüngst für ein neues Ehrenamt eigens ausgebildet. Denn sein Motto ist: „Es verändert sich nur was, wenn man sich selbst engagiert.“ „Ich bin eine von zwei neuen Präventionsfachkräften in der katholischen Thomas-Morus-Gemeinde, um die Sensibilität für Missbrauch in den Gemeinden zu erhöhen, Situationen zu vermeiden, die Missbrauch schüren könnten und, sollte es Vorfälle geben, diese der Zentrale zu melden und zu reflektieren. Vertuschung darf es nicht mehr geben.“ Noch steht er mit dieser Aufgabe ganz am Anfang. „Jetzt wird zuerst ein Organisationsplan auf den Weg gebracht.“

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