Kommentar zur Bonner Oper Irritierender Zeitpunkt

Meinung · Die Architektur der Oper hat durchaus ihre Anhänger. Dass die Denkmalschützer der Stadt erst jetzt auf den Gedanken kommen, den Bau unter Schutz zu stellen, ist seltsam und spricht nicht für ein Verwaltungshandeln aus einem Guss, meint GA-Redakteur Andreas Baumann.

Das Opernhaus ein Baudenkmal – das ist alles andere als ein abwegiger Gedanke. Viele mögen seine besondere Architektur, es ist ohne Zweifel eine Landmarke am Rheinufer, und auch seine Rolle in der Geschichte der früheren Bundeshauptstadt ist bestimmt nicht unbedeutend. Die Bonner Oper wäre viel bescheidener gebaut worden, wenn die Stadt nicht so üppig vom Bund alimentiert worden wäre, spiegelt insofern also auch Zeitgeschichte.

Nur: Warum kommen die städtischen Denkmalschutzbeamten erst jetzt darauf, ein Verfahren anzuregen? Sie hatten Jahrzehnte Zeit, das Gebäude unter Schutz zu stellen. Jahrzehnte, in denen die Stadt Bonn so wenig in die Instandhaltung investiert hat, dass nun mehr als 80 Millionen Euro nötig sind, um die gröbsten Mängel (auch im Brandschutz) zu beheben. Nur wegen dieser Zwangslage wollen SPD, CDU und FDP zumindest geprüft haben, ob ein Neubau der Oper die bessere Alternative zur Instandsetzung sein könnte. Weil das den Abriss der Oper bedeuten würde, versuchen die Denkmalschützer diesen Vorstoß nun offenbar im Keim zu ersticken. Aus ihrer Sicht legitim, für Ratspolitiker irritierend – zumal Oberbürgermeister Ashok Sridharan den Neubau-Prüfauftrag wegen der immensen Sanierungskosten begrüßt hatte. Verwaltungshandeln aus einem Guss sieht anders aus.

Kommt die Oper unter Denkmalschutz, ist ein Abriss zwar schwieriger, aber mit Hilfe des NRW-Bauministeriums trotzdem durchsetzbar. Gleiches gilt für die Bad Godesberger Stadthalle, die CDU und FDP als möglichen Standort für einen Neubau der Oper untersuchen lassen wollen. Natürlich sind viele Fragen offen: Wohin weichen Veranstalter aus, wenn die Stadthalle fällt? Was wird aus dem Haus der Kammerspiele? Trotzdem bleibt es richtig, Kosten, Chancen und Risiken eines Neubaus zu ermitteln – und im nächsten Jahr auf solider Faktenbasis gegenüber einer Sanierung abzuwägen. Die Brandschutzmängel in Oper und Kammerspielen muss die Stadt sowieso sofort beseitigen.

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