In der Bundesstadt ist es laut Interaktive Karte zeigt Lärmbelastung in Bonn

Bonn · Eine interaktive Lärmkarte, die die Bonner Stadtverwaltung nach EU-Vorgaben erstellt hat, zeigt die Lärmbelastung in der Stadt. Projekte zur Reduzierung sind bis jetzt im Ansatz steckengeblieben. Jetzt sind die Bonner gefragt.

Bonn bleibt eine laute Stadt. Wer das noch nicht mit eigenen Ohren gehört hat, kann es auf der interaktiven Lärmkarte nachlesen. Erstellt hat sie die Verwaltung nach EU-Vorgaben mit Daten aus dem Herbst 2017. Vor allem an den Hauptstraßen herrscht demnach im 24-Stunden-Durchschnitt ein Krach von 65 bis 70 Dezibel (dB). Wen wundert's – das ist schließlich ungefähr so viel Lärm wie ein Pkw in etwa zehn Metern Entfernung macht. Da es sich um einen Mittelwert handelt, kann der tatsächliche Lärm etwa während der morgendlichen Stoßzeit durchaus lauter ausfallen.

Wo dann noch die Bahn dazu kommt, also etwa rund um den Hauptbahnhof, in Teilen der Südstadt oder im Osten von Beuel, schwillt der Krach auf Durchschnittswerte von mehr als 75 dB an. Zwar ist das Lärmempfinden subjektiv, doch allgemein gelten Werte über 55 dB als unangenehm. Über 65 dB kann Lärm Herz und Kreislauf belasten und den Schlaf stören, ab 85 dB sogar die Hörzellen im Ohr dauerhaft zerstören.

Mit einer Überprüfung ihres Lärmaktionsplans reagiert die Stadt nun rechtskonform auf diese ernüchternden Ergebnisse. Bürger sind aufgerufen, an diesem Donnerstag von 18 bis 20 Uhr im Haus der Bildung, Mülheimer Platz 1, und bis 15. Dezember online auf www.bonn-macht-mit.de ihre Vorschläge für mehr Lärmschutz besonders in Wohngebieten einzubringen. Die Anregungen sollen in einem neuen Maßnahmenkatalog für die kommenden fünf Jahre Eingang finden. Dabei will man sich dieses Mal schwerpunktmäßig auf „ruhige Gebiete mit Fokus auf Freizeit- und Erholungsfunktion“ konzentrieren, die gemäß EU-Vorgaben zu schützen seien, wie die Verwaltung es auf der Homepage der Stadt formuliert.

Ein Laster so laut wie zehn bis 20 Pkw

Während die Stadt in der ersten Runde bis 2011 viele Einzelmaßnahmen wie den Einbau von Flüstergleisen für die Stadtbahn oder den Austausch der lauten Drucklufttüren durch Elektrotüren umsetzte, hat man sich in der zweiten Runde den grundlegenden Ursachen des Verkehrslärms gewidmet – dem Schwerlastverkehr, sowie dem Belag und dem hohen Tempo auf Durchfahrtsstraßen. Über ein Versuchsstadium ist allerdings keiner dieser Handlungsansätze hinausgekommen. Unter anderem ging es um die Frage, ob sich der Lkw-Verkehr auf wenige Zufahrtsstraßen zu den Gewerbegebieten beschränken lässt. Schließlich ist ein einziger Laster so laut wie zehn bis 20 Pkw.

Ein beauftragter Gutachter empfahl dazu ein Lkw-Vorrangnetz mit entsprechenden Durchfahrtsverboten für viele Straßen. Die Stadtverwaltung will sich mit den Ergebnissen an dem interkommunalen Programm „Effiziente und stadtverträgliche Lkw-Navigation in der Metropolregion Rheinland“ beteiligen. Konkrete Durchfahrtsverbote gibt es bislang nicht. Bei der Sanierung der Römerstraße hat die Stadt zwischen Wachsbleiche und Augustusring einen neuen Asphalt auftragen lassen, der die Lautstärke von Fahrzeugen auch innerörtlich um drei bis vier dB senken soll. Die Stadt Düsseldorf und die Ruhr-Uni Bochum hatten das Material entwickelt. Was dem Versuch folgt, ist offen.

Ein weiterer beauftragter Gutachter hatte zudem empfohlen, auf ausgewählten Hauptverkehrsstraßen testweise für ein Jahr Tempo-30-Zonen einzuführen, um die Lärmbelastung zu senken. Das Planungsbüro Richter-Richard hatte dafür die Königswinterer Straße in Beuel, die Servatiusstraße, An der Josephshöhe sowie Auf dem Hügel vorgeschlagen. Das Projekt wurde allerdings nicht realisiert: Der Rat vertagte eine Entscheidung dazu aus Angst vor weiteren Einschränkungen für Autofahrer bis zum Abschluss diverser Brückensanierungsarbeiten.

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