Bau einer Seilbahn-Trasse bis 2020? Initiativen fordern Tempo bei Seilbahn-Projekt in Bonn

Bonn · Neun Verbände und Initiativen fordern den Bau einer Seilbahn-Trasse zwischen Venusberg und Ramersdorf bis 2020. Den Seilbahn-Befürwortern geht das Verfahren zu langsam. Sie fordern jetzt mehr Tempo.

Im Oktober wurde der Bonner Planungsausschuss mit einer Kosten-Nutzen-Analyse für den Bau einer Seilbahn zwischen Venusberg und Ramersdorf beauftragt. Mit einem Ergebnis rechne man aber frühestens Ende 2018, bemängelte Johannes Frech vom ADFC bei einem Pressegespräch zum Thema am Donnerstag im Kessenicher Lindenhof. „Wir wollen, dass alles ein bisschen schneller geht.“ Er koordiniert neun Verbände und Initiativen, die das Projekt Seilbahn unterstützen, um den Autoverkehr in Bonn zu verringern. Sie fordern eine Umsetzung innerhalb der nächsten drei Jahre.

Denn von dem Ergebnis der Analyse hängt wesentlich ab, ob man überhaupt in eine Planung übergehen kann. Die Befürworter sehen jedenfalls nur Vorteile: Die Seilbahn sei ökologisch sinnvoll und motiviere durch die Anbindung an die beiden Nord-Süd-Bahnverbindungen auf beiden Rheinseiten auswärtige Pendler, vom Auto auf den öffentlichen Personennahverkehr zu wechseln. An der S 13-Haltestelle Ramersdorf und am Bahnhalt UN-Campus könnten sie bequem in die Seilbahn umsteigen.

Das Thema polarisiert seit Monaten

Weiterhin werde der ÖPNV auf den Venusberg entlastet – Karl-Heinz Rochlitz vom VCD machte aber klar, dass man keine Reduzierung der Busverbindungen zum Universitätsklinikum auf dem Venusberg erreichen wolle. Es gehe darum, mit einem innovativen Konzept den Autoverkehr zu reduzieren, wofür zum Beispiel mit Park-and-Ride-Parkplätzen und einem passenden ÖPNV-Netz auch die Rahmenbedingungen stimmen müssten.

Das, sagte Annette Quadflieg vom ADFC, erreiche man nicht mit mehr Kreisverkehren, wie es die Seilbahngegner fordern. Deren Argumente zu CO2-Ausstoß, angeblich geschönten Zahlen und unpassenden Richtwerten in der bereits erstellten Machbarkeitsstudie hielten die Befürworter für aus der Luft gegriffen.

Gundolf Reichelt von der Bürgerinitiative „Bonn bleibt Seilbahnfrei“ war auch zum Termin gekommen und diskutierte vorher eifrig mit dem Bundestagsabgeordneten Ulrich Kelber. Der unterstützt das Seilbahnprojekt als Mittel gegen „Bonns großes Problem“: „Die Verkehrsinfrastruktur hat nicht mit der Bevölkerungsentwicklung Schritt gehalten.“ Er sehe auch eine Weiterführung den Ennert hinauf nach Roleber zum neuen Wohngebiet auf dem Gelände der ehemaligen Landwirtschaftskammer.

Eine Verlängerung Richtung Röttgen, um den Pendlerverkehr von der Autobahn aufzufangen, sei zunächst nicht vorgesehen, sagte Rochlitz. „Es ist erst mal wichtig, dass wir den Fuß in die Tür kriegen.“ Gemeint war, dass man für den Bau Landesmittel beantragen will - ohne die wird es laut der FDP-Landtagsabgeordneten Franziska Müller-Rech keine Seilbahn geben, Bonn hat das Geld dafür nicht. Auch sie unterstützt das Projekt. Die Seilbahn könne ein neues Wahrzeichen für Bonn werden, sagte sie.

Warum sollte in Bonn ein Verkehrskonzept erfolgreich sein, das in vielen anderen Städten gefloppt ist? „In Europa gibt es bisher keine Seilbahn, die in den öffentlichen Personennahverkehr integriert ist“, erklärte Quadflieg. Das gelte sowohl für die Anbindung an das Nord-Süd-Schienennetz rechts- und linksrheinisch als auch für die Nutzung mit dem VRS-Ticket.

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