Projekt im Beethoven-Haus Bonn In diesem Chor lernen die Lehrer

Bonn · Das Bonner Beethoven-Haus fördert seit fünf Jahren das Singen in Schulen. Die Proben vermitteln den Pädagogen Selbstsicherheit und neues Liederrepertoire.

 Der Lehrerchor probt im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses.

Der Lehrerchor probt im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses.

Foto: Roland Kohls

„Ferien, Ferien – die schönste Zeit im Jahr“, tönte es aus dem Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses: Chorleiterin Laura Ströder studierte mit 20 Grundschullehrerinnen und -lehrern das Kinder-Ferienlied ein. Das Stück passt natürlich bestens zum bevorstehenden Ende des Schuljahrs.

„Das Singen in den Grundschulen ist die einfachste und eine sehr effektive Möglichkeit, Kinder mit Musik und dem Musizieren in Berührung zu bringen“ findet Martella Gutierrez-Denhoff. Die Leiterin des Kammermusiksaals betreut auch die Kindermusikprojekte des Hauses und rief vor fünf Jahren den Grundschullehrer-Chor ins Leben.

Das Beethoven-Haus hat sich in den vergangenen Jahren bereits mit dem „Sing-Mit“-Projekt dafür eingesetzt, dass an den Bonner Grundschulen wieder mehr gesungen wird. Häufig verfügten jedoch schon die Grundschullehrer nicht mehr über die erforderlichen Basiskenntnisse, um mit den Kindern zu singen. Oder sie hätten zumindest das Gefühl, dass ihnen diese Kenntnisse und Fähigkeiten fehlen, sagte Gutierrez-Denhoff.

Um diesem Mangel abzuhelfen und den Lehrern mehr Selbstvertrauen für das Singen mit ihren Klassen zu vermitteln, hat das Beethoven-Haus im Schuljahr 2011/12 den Chor für Grundschullehrer ins Leben gerufen, und seither treffen sich die Pädagogen an jedem dritten Montag im Monat, um gemeinsam unter fachkundiger Leitung im Kammermusiksaal ein buntes ein- bis zweistimmiges Repertoire zu singen. Die Bandbreite reicht dabei von Volksliedern bis zu Jazz, Pop- und Rocksongs.

An Selbstbewusstsein fehlt es Dirk Mackhold allerdings nicht: Der 49-Jährige unterrichtet an der katholischen Grundschule in Bornheim und ist seit einem Dreivierteljahr Mitglied des Chors: „Singen gehört für mich einfach zum Unterricht an einer Grundschule dazu“, findet er. „Ich nutze Gesang schon seit Langem, zum Beispiel auch im Deutschunterricht: So lernen die Kids den Unterschied zwischen einem Adjektiv oder einem Verb viel einfacher und spielerischer.“

Mit der Teilnahme am Chor will Mackhold hauptsächlich seine sängerischen Fähigkeiten ausbauen. Nicht nur an diesem Abend ist Mackhold der Hahn im Korb: „Die Grundschulpädagogik ist immer noch fest in Frauenhand und so kommen auch zu unserem Chorprojekt sehr wenige Männer“, bedauert Gutierrez-Denhoff.

Dafür ist der Lehrernachwuchs an ihrem Projekt äußerst interessiert: Felicitas Goedert von der Sankt-Nikolaus-Grundschule in Köln-Zollstock hat über eine Kollegin von dem Projektchor erfahren. Die 29-Jährige wohnt in Bonn und hat ihre Freundin Pia Sowade von der Albert-Schweitzer-Schule in Wesseling mitgebracht. Die beiden sind zum ersten Mal dabei und gespannt, was auf sie zukommt. „Wir unterrichten beide auch Religion und singen auch jetzt schon mit den Kindern. Wir hoffen, dass wir hier noch ein paar Tipps bekommen und natürlich auch besser singen lernen.“

Das sollte geklappt haben: Nach dem Einsingen studierten Neulinge und alte Hasen „Heute hier, morgen da“ von Hannes Wader und den kubanischen Klassiker „Guantanamera“ ein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort