Gum-Walls werden getestet In Bonn werden Kaugummis nun aufgeklebt

Bonn · Bonnorange lässt 20 „Gum-Walls“ in der Innenstadt, aber auch an einigen Bushaltestellen testen. Die Kästen sollen für eine umweltfreundliche und nachhaltige Beseitigung von Kaugummis sorgen.

50 Euro muss zahlen, wer seinen ausgelutschten Kaugummi in Bonn auf der Straße entsorgt.

50 Euro muss zahlen, wer seinen ausgelutschten Kaugummi in Bonn auf der Straße entsorgt.

Foto: Benjamin Westhoff

Verändern kann nur der etwas, der es auch versucht. Entsprechend diesem Gedanken versucht Bonnorange jetzt, Kaugummi-kauer zu erziehen: Sie sollen ihre Kaugummis nicht mehr auf der Straße entsorgen, was sie teuer zu stehen kommen kann (siehe unten), sondern an sogenannten Gum-Walls. Die erste wurde am Freitag vorgestellt.

Sie hängt dort, wo die Wenzelgasse in den Bertha-von-Suttner-Platz mündet, ein orangefarbener Kasten mit einem Sichtfenster, in dem man allerlei Smileys und andere Symbole sieht. Darauf soll man sein Kaugummi hinterlassen. Die Wand wird regelmäßig geleert. Laut Walter Schneider von Bonnorange werden versuchsweise rund 20 dieser Kästen in der Bonner Innenstadt, aber auch an Bushaltestellen vor einigen Schulen aufgehängt.

Man habe in der Wenzelgasse bis zu 50 Kaugummis pro Quadratmeter gezählt, sagte Schneider, der dieses Thema betreut. Angesichts dieser Zahlen wollte Bonnorange tätig werden. Ein Schritt war, Möglichkeiten zur Beseitigung zu finden. Dafür wurden im Juli 2018 mehrere Methoden getestet, darunter Dampfstrahlung und eine spezielle Kehrmaschine, die mit Wasser und Wasserdampf arbeitet – und dieses Thema ist laut Schneider auch noch nicht abgeschlossen. Beim Test habe sich aber auch herausgestellt, dass mit einem hohen Aufwand und auch hohen Kosten zu rechnen sei.

„Wenn gereinigt wird, wollen wir dafür sorgen, dass es an diesen Stellen auch sauber bleibt“, sagte er. Das ist der zweite Schritt, und da kommt die Gum-Wall ins Spiel. Laut Erfinder und Firmenchef Klaus Götz wurde diese schon in anderen Städten – die Kästen hängen etwa in Frankfurt, Limburg, Berlin, Stuttgart, Gelsenkirchen und Duisburg – sowie speziell an Bahnhöfen und Flughäfen angebracht und hat dort einen messbaren Erfolg erzielt. „Die Gum-Walls reduzieren im Schnitt 40 bis 60 Prozent der Kaugummis.“ Außerdem gehe damit auch ein genereller Rückgang der Vermüllung einher. Auch in anderen europäischen Ländern komme die Wall schon zum Einsatz.

Vor dem Essen Kaugummi aufkleben

Der Standort an der Wenzelgasse wurde nach Aussage von Schneider gewählt, weil es dort viele Geschäfte gibt, an denen man sich etwas zu essen kaufen kann – von der Dönerbude bis zur Bäckerei. Um etwas zu essen, müsse man den Mund freihaben, deshalb würden an solchen Stellen besonders viele Kaugummis auf den Boden geworfen. Stattdessen soll man sie nun also auf die Smileys drücken oder direkt in die dafür vorgesehene Öffnung werfen.

Sie kleben dann auf Papier, das leicht zu entfernen und zu entsorgen ist. Derzeit würden die beklebten Bögen noch verbrannt, sagte Götz, aber damit soll bald Schluss sein. Wenn alles glatt läuft, will die Gum-Wall GmbH am 21. September beim World-Clean-up-Day ihre Taschen-Aschenbecher aus recycleten Kaugummis, Zigarettenstummeln und Papier vorstellen. In dem Zug sei auch daran gedacht, an die Gum-Wall Behälter anzubringen, in denen Raucher ihre Zigarettenkippen loswerden können, statt sie auf den Boden zu werfen.

Die Testphase für die Gum-Walls, so Schneider, laufe bis zum Frühjahr, dann werden man die Ergebnisse auswerten. Und abwägen, wie viele Kosten die Kästen mit sich bringen. Nach Erfahrungen in anderen Städten bezifferte Götz diese auf 80 bis 120 Euro pro Gum-Wall fürs Anbringen, Leeren und Auffüllen. Zu überlegen sei, ob an den Standorten auch Pfeile oder sonstige Hinweise angebracht werden, am besten am Boden, wo derzeit noch die meisten Kaugummis landen.

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