Vorsorge vor Krankheiten Impfquote in Bonn und der Region überdurchschnittlich hoch

Bonn · Im Notfall werden Kinder in Kitas nachgeimpft, berichtet das Bonner Gesundheitsamt. In der Region ist die Quote überdurchschnittlich hoch. Eine Studie stellt in Bayern derweil eine große Impfskepsis fest.

Masern als Kinderkrankheiten zu bezeichnen, lehnt Sabine Kieth entschieden ab. „Das sagen wir Mediziner schon lange nicht mehr, weil es das Geschehen verharmlost“, erklärt die Ärztin, die beim Bonner Gesundheitsamt für Infektionsschutz zuständig ist.

Die Impfquoten in der Region sind relativ hoch: Beim Geburtsjahrgang 2013 hatten in Bonn 96,1 Prozent der Kinder im Alter von 24 Monaten die erste Masernimpfung, im Rhein-Sieg-Kreis waren es in diesem Alter 97,3 Prozent.

„Impfverweigerung ist in Bonner Kitas kein Thema“, sagt Kieth. Die Zahl der Masernerkrankungen in der Bundesstadt in den vergangenen Jahren lag praktisch bei null. Im Rhein-Sieg-Kreis gab es im ersten Halbjahr 2017 drei Fälle von Masern, in der Regel sind es null bis einer, wie Kreissprecherin Rita Lorenz mitteilt. 2015 gab es einen Ausreißer mit sechs Erkrankungen. „Die hohe Impfquote in der Region verhindert, dass ein Krankheitsfall Folgeerkrankungen auslöst“, erklärt Kieth.

Da es in Deutschland keine Impfpflicht gibt, ist eine Erfassung der Impfquoten lückenhaft. Das Robert-Koch-Institut (RKI), bei dem auch die Ständige Impfkommission angesiedelt ist, erfasst die Masernimpfungen erst seit 2004. Was man weiß: Bei den Geburtsjahrgängen 1970 bis 1985 herrschte eine Flaute bei den Impfungen. „Damals gab es eine gewisse Impfmüdigkeit“, berichtet Lorenz.

Impfbuch muss vorliegen

„Diese Jahrgänge sind unsere Sorgenkinder.“ Heutzutage empfiehlt das RKI für einen Grundschutz Impfungen gegen rund ein Dutzend Infektionskrankheiten, zu denen auch Tetanus, Polio, Meningokokken, Röteln, Keuchhusten und Diphtherie gehören. Bei der Anmeldung eines Kindes in einer Betreuungseinrichtung müssen die Eltern das Impfbuch von Sohn oder Tochter vorlegen. Der Prozentsatz der Kinder, die die Grundimpfungen nicht haben, sei verschwindend gering, heißt es.

Bei der Einschulung wollen die Schulen das Impfbuch ebenfalls sehen. „Auch wenn es zum Ausbruch einer Infektionskrankheit kommt, werden die Impfausweise kontrolliert. Eventuell wird dann nachgeimpft“, berichtet die Ärztin Kieth.

Nach einer Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung leben in einigen Regionen Baden-Württembergs und Bayerns besonders viele Impfmuffel. Die Forscher vermuten, dass es eine Verbindung gibt zwischen dem guten Einkommen der Eltern und einer großen Skepsis gegen Impfungen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Es hat sich einiges getan an
Bonn und das Virus
Rückblick auf die Pandemie in 2021Bonn und das Virus
Aus dem Ressort
Kein Ausweg
So gesehen zu den Baustellen in Bonn Kein Ausweg