Suche nach Ursachen Immer mehr Fälle von Keuchhusten in Bonn

BONN · Das Gesundheitsamt in Bonn registriert eine wachsende Anzahl von Keuchhusten-Fällen in der Stadt. Besonders für Säuglinge ist die Krankheit gefährlich. Doch woher kommt der Anstieg?

 Das Bonner Gesundheitsamt rät, Kinder ab dem dritten Lebensmonat impfen zu lassen. Die Impfung sollte fünf Jahre später aufgefrischt werden.

Das Bonner Gesundheitsamt rät, Kinder ab dem dritten Lebensmonat impfen zu lassen. Die Impfung sollte fünf Jahre später aufgefrischt werden.

Foto: picture alliance / dpa

Die Bonner haben mit Keuchhusten zu kämpfen: In den vergangenen Monaten hat die Zahl der Erkrankungen stark zugenommen. Woran das liegt, weiß niemand so genau. „Die Ursachen dafür sind nicht bekannt“, heißt es vom Bonner Gesundheitsamt. Zum einen handele es sich vermutlich um eine Infektionswelle, zum anderen sei die Erfassung der Krankheit in den vergangenen Jahren besser geworden. Denn erst seit 2013 gibt es eine bundesweite Meldepflicht für den hochansteckenden Husten. Für Säuglinge kann er lebensgefährlich sein. Die Uniklinik rät zu Impfungen.

Im Jahr 2017 sind in Bonn bisher 61 Infektionen gemeldet worden. „Die Zahl der tatsächlichen Ansteckungen ist aber geringer, es handelt sich zunächst nur um Verdachtsfälle“, erklärt Stefanie Zießnitz vom Presseamt. Schon Ende 2016 hatte das Gesundheitsamt einen Anstieg registriert, insgesamt wurden 88 Fälle gemeldet, von denen sich 46 als Keuchhusten herausstellten. Der steigende Trend entspricht auch den Zahlen, die das Robert-Koch-Institut herausgegeben hat. Im Jahr 2016 wurden bundesweit deutlich mehr Erkrankungen übermittelt als in den Jahren davor: etwa 22.000. 2015 waren es noch 14.000.

Übertragung durch Tröpfcheninfektion

Die Gefahr, die von Keuchhusten ausgeht, wird laut Dr. Rainer Ganschow, Direktor der Klinik für Kinderheilkunde an der Bonner Uniklinik, häufig unterschätzt. Denn mehr als ein Drittel aller Erkrankungen tritt bei Erwachsenen auf, der Erreger wird über eine Tröpfcheninfektion beispielsweise durch Niesen oder Husten übertragen. Die sogenannte Pertussis dauert bei Jugendlichen und Erwachsenen mehrere Wochen bis Monate an. Anfangs kommt es zu Schnupfen, manchmal in Kombination mit Heiserkeit und Husten. Nach ein bis zwei Wochen entstehen heftige Hustenanfälle, die mit Erbrechen einhergehen und vier bis sechs Wochen dauern können. Bei Säuglingen kann die Krankheit zu tödlichen Atemstillständen führen.

Ganschow rät deshalb, Kinder ab dem dritten Lebensmonat zu impfen. Aufgefrischt werden sollte die Impfung im Alter von fünf bis sechs Jahren. Aber auch Personal in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten und Frauen im gebärfähigen Alten sollten sich impfen lassen. Engen Kontaktpersonen von Säuglingen – wie Geschwistern, Babysittern oder Großeltern – empfiehlt Ganschow, spätestens vier Wochen vor Geburt des Kindes den Impfstoff spritzen zu lassen.

Impfpässe werden geprüft

„Eine allgemeine Impfmüdigkeit ist nach wie vor ein Problem, Erwachsene sind oftmals nachlässig bezüglich ihrer Auffrischimpfungen“, sagt Ganschow. Wenn jemand seit zehn Jahren keine Impfung erhalten hat, sollte er sie zusammen mit der Spritze gegen Tetatanus und Diphterie auffrischen.

Spezielle Maßnahmen, um die Krankheit einzudämmen, gibt es in Bonn nicht. Um die Weiterverbreitung zu verhindern, erhalten erkrankte Kinder ein Besuchsverbot für Gemeinschaftseinrichtungen, bis sie wieder gesund sind. Zudem kontrolliert das Gesundheitsamt bei der Schuleingangsuntersuchungen die Impfpässe der Kinder und berät zu bestehenden Impflücken.

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