Alarmierender Trend Immer mehr Bonner brauchen einen Zweitjob

Bonn · Schaut man sich die Statistik an, reicht ein Job offenbar nicht mehr zum Leben. In Bonn haben über 12.400 Menschen noch einen Minijob, viele davon in der Gastronomie.

Wenn andere Feierabend haben, gehen sie zur nächsten Arbeitsstelle. Für immer mehr Bonner reicht der Hauptjob nicht zum Leben: Sie haben einen weiteren, einen Minijob. Dies teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit. NGG spricht von 12.400 Bonnern, die vorzugsweise in der Gastronomiebranche beschäftigt sind.

Nach Angaben der Arbeitsagentur Bonn hatten bis Ende letztes Jahres über 38.000 Bonner einen Mini-Job. Für rund 12.500 von ihnen ist es ein Zweitjob neben dem Hauptberuf. Das sind 50 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Die Gewerkschaft nennt diese Entwicklung "alarmierend".

„Es kann nicht sein, dass immer mehr Menschen mit einem normalen Arbeitsverhältnis nicht über die Runden kommen“, sagt der NGG-Geschäftsführer Mohamed Boudih dazu. Mit Blick auf das Gastgewerbe kritisiert der Gewerkschafter, dass die Branche nicht zur bloßen Minijobber-Domäne werden dürfe.

„Wenn in Bonn mittlerweile mehr als jeder vierzehnte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen Nebenjob hat, dann ist hier etwas aus dem Ruder gelaufen“, betont Boudih mit Blick auf Zahlen der Arbeitsagentur. Der gesetzliche Mindestlohn sei zu niedrig, um davon allein als Vollzeit-Beschäftigter etwa eine bezahlbare Wohnung in der Stadt zu finden, merkt der Gewerkschafter an.

Der Anteil der Frauen ist bei den Minijobbern fast unverändert hoch. Dies geht aus einer Statistik der Minijob-Zentrale hervor. Neben der Gastronomie beschäftigt der Einzelhandel in Bonn viele Minijobber. Konkret handelt es sich dabei um gut 2600 Frauen und knapp 1500 Männer.

Nordrhein-Westfalen ist nach Auskunft der Minijob-Zentrale Spitzenreiter der geringfügig Beschäftigten. 1,6 Millionen Minijobber zählt die Zentrale im gewerblichen Bereich. In Privathaushalten waren 82.000 beschäftigt.

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