Biotope in Röttgen und im Kottenforst Im Tongrubensee bei Röttgen gibt es Krebse

Röttgen/Schleiden · GA-Leserin Frauke Kreuzer aus Röttgen fand Krebse im Quellzufluss des Tongrubensees. Ob es sich dabei um seltene Steinkrebse handelt, prüften nun Biologen.

 Verborgene Schätze Tongrube Röttgen

Verborgene Schätze Tongrube Röttgen

Foto: Max Malsch

Das Bemühen der Nationalparkverwaltung Eifel, wieder Flusskrebse in heimischen Gewässern auszusetzen und anzuwildern, ist in Röttgen aufmerksam verfolgt worden. Denn auch dort sind schon Krebse gesichtet worden, nämlich im Zufluss des Tongrubensees.

Dennoch ist etwas anders als in der Eifel, wo die selten gewordenen Steinkrebse jetzt durch den Flusskrebs-Experten Harald Groß ausgewildert wurden. Denn es gibt nach seinen Angaben nur noch ein nicht näher beschriebenes Vorkommen des seltenen Tieres, nämlich im Siebengebirge.

Gute Wasserqualität

Als Frauke Kreuzer aus Röttgen das las, fiel ihr sofort ein, dass sie diese Krebse auch im Quellzufluss des Tongrubensees gesehen hat, außerdem auch schon im Katzenlochbachtal. „Ich freue mich darüber, dass wir hier direkt vor unserer Haustür so tolle Tiere finden können“, schrieb sie daraufhin der GA-Redaktion. Denn das sage schließlich etwas über die gute Wasserqualität aus den Tongrubensee-Quellen aus.

Doch ob es sich wirklich um die seltenen Steinkrebse handelt, die schnellströmende, kühle und sauerstoffreiche Bachoberläufe brauchen? Auf den ersten Blick sieht es so aus, weil die Exemplare aus Röttgen dem Steinkrebs ähnlich sehen.

Auf den zweiten Blick kommt Christian Chmela, Leiter der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft, allerdings zu dem Schluss: „Es handelt sich dabei eindeutig um den ursprünglich in Nordamerika beheimateten Kamberkrebs, der aufgrund seiner regelmäßigen Tagaktivität vergleichsweise häufig beobachtet und gemeldet wird. Er ist ein ausgesetzter Neubürger unserer Fauna und aufgrund seiner Krebspest-Toleranz mit dafür verantwortlich, dass wir nur noch sehr wenige Vorkommen der beiden heimischen Arten haben.“

Fragen an Diplombiologe Chmela

Der Kamberkrebs dagegen ist in West- und Mitteleuropa inzwischen die mittlerweile häufigste Flusskrebsart. Der Stein- oder Bachkrebs ist die kleinste europäische Flusskrebsart, die typischerweise kleine, sommerkalte Fließgewässer mit kiesigem Grund besiedelt, was für die Verhältnisse im Kottenforst nicht zutrifft.

Diplombiologe Chmela geht sogar noch weiter: „Ein Steinkrebs-Vorkommen im Kottenforst halte ich für ausgeschlossen“, erklärt er. „Meines Wissens hat auch das Edelkrebsprojekt NRW keine Fundnachweise aus dem Kottenforst.“

Wäre das anders und die Krebse aus dem Tongrubensee würden sich doch als Steinkrebse entpuppen, wäre das wahrscheinlich eine biologische Sensation. Aber auch Klaus Striepen, Leiter des LIFE+ Projekts „Villewälder“ vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft, hält ein Vorkommen des Steinkrebses im Kottenforst für sehr unwahrscheinlich.

Ihm ist jedoch bekannt, dass im Tongrubensee besagter Kamberkrebs (Orconectes limusus) vorkommt. „Wahrscheinlich liegt hier eine Verwechselung vor“, glaubt Striepen. An der Freude mancher Röttgener Bürger, dass dort so tolle Tiere leben, wird das aber sicher nichts ändern.

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