Kommentar Ignorieren als Höchststrafe

Besser hätte es nicht laufen können. Ein trauriges Häuflein von Rechtsextremisten sondert auf einer abgeriegelten Nebenstraße seine ausländerfeindlichen Parolen ab - und keiner hört zu. Das Kalkül von Pro NRW, nach den weltweiten Unruhen wegen des Mohammed-Videos noch einmal Krawalle in Bonn zu provozieren, ist nicht aufgegangen.

Die Bonner haben den Provokateuren keine Bühne gegönnt. Es war gut, dass unterschiedlichste Akteure im Vorfeld dazu aufgerufen hatten, Pro NRW einfach zu ignorieren: vom Oberbürgermeister über den Rat der Muslime, die evangelische und die katholische Kirche bis zum Bündnis "Bonn stellt sich quer".

Für die Muslime in der Stadt muss der Gedanke schwer erträglich gewesen sein, dass ihre religiösen Gefühle erneut beleidigt werden könnten. Trotzdem haben sie die Kraft gefunden, die Rechtsextremisten mit Nichtbeachtung zu strafen. Das ist bewundernswert - und für Pro NRW die Höchststrafe.

Auch die Strategie der Polizei hat funktioniert: Sie verlegte die "Mahnwache" an eine Stelle der Mallwitzstraße, die gut abzuschirmen und von Weitem kaum einzusehen war. Sie untersagte Mohammed-Karikaturen. Sie bot starke Kräfte auf und machte schon am Freitag in seltener Offenheit klar, mit welchen Mitteln sie erneute Ausschreitungen durch fanatische Islamisten verhindern werde. Das dürfte etliche Gewalttäter rechtzeitig ins Grübeln gebracht haben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort