Versteckte Ecken Idyllischer Tongrubensee

RÖTTGEN · Wenn kein Wind geht, liegt der Tongrubensee wie ein Spiegel in der Landschaft. Morgens steigt Dunst auf, dann wirkt der Ort nahezu verwunschen. Gleich hinter den Bäumen liegen die ersten Häuser von Röttgen, aber Spaziergänger, die den Weg am Ufer des Sees entlangwandern, merken davon nichts.

"Eine stille, ruhige Idylle", fasst es Wolfgang Wessel zusammen. Eine versteckte Ecke in Bonn, an der man gut entspannen kann. Und ein besonderer Ort: "Es gibt ja hier in unserer Landschaft kaum natürliche offene Stillgewässer", sagt der ehemalige Förster, der ganz nah am 1,6 Hektar großen See wohnt. Im angrenzenden Wald gibt es die Maare, außerdem Fischteiche und Seen in alten Kiesgruben, alle mehr oder weniger durch menschliches Einwirken entstanden.

Dieser See bildet eine Ausnahme: Obwohl dort früher Ton abgebaut wurde, ist das Wasser nach der Renaturierung von selbst gekommen. "Im See ist wohl eine Quelle", erklärt der 62-Jährige. Am Grund des Sees tritt Grundwasser aus. Weiterhin wird der See durch Sickerwasser aus Röttgen gespeist, das durch eine Hangquelle austritt.

In den 1920er Jahren begann man dort mit dem Tonabbau. "Der Ton wurde hier nicht direkt weiterverarbeitet, sondern per Lkw wohl überwiegend nach Frechen gefahren, wo man aus dem Ton dann Kanalrohre hergestellt hat", so Wessel. Das ging während des Krieges weiter, wurde in den 1960er Jahren intensiviert, um 1980 wurde die Grube aufgegeben und ging in den Besitz der Stadt über, die das Gelände unter Leitung des damaligen Bonner Stadtförsters Reinhard Nowicki rekultivierte. Die älteren Röttgener erinnern sich noch an die Zeit vor dem See. "Wir haben als Kinder da gespielt", erzählt Lars Eike Martin, Wirt der "Scharfen Ecke". Mit Freunden sei er heimlich auf das Gelände geklettert. "Wir haben die Loren losgemacht." Das habe auch mal großen Ärger nach sich gezogen.

Während des Abbaus wurde das Wasser, das aus der Quelle sprudelte, durch ein Rohr in den nahen Katzenlochbach gepumpt. Diese Verbindung besteht jetzt noch, der Überlauf fließt dorthin ab. Die Wasserqualität sei ganz gut, sagt Wessel, werde allerdings von Ausscheidungen der Wasservögel getrübt, vor allem, wenn sie gefüttert würden.

Blesshühner, Reiher, Wasserfledermäuse, ab und zu ein Grauganspaar sieht man dort, im Wald wurden schon Wildschweine gesichtet, im Wasser sind Karpfen; Wessel vermutet auch Hechte und Barsche. Die Fische werden geangelt - das ist für einen See in dieser Größe nach dem Landesfischereigesetz Vorschrift. Der See ist am besten von der Villiper Allee aus zu erreichen, wenn man am Bolzplatz vorbei in den Wald und dann die Abzweigung nach links geht.

Der Bereich ist Landschaftsschutzgebiet, Baden in und Bootfahren auf dem See sind verboten, aber am Ufer darf man sich aufhalten. Immer wieder gab es deswegen Ärger mit Jugendlichen und anderen Gruppen, die dort heiße Sommernächte verbrachten und danach alkoholisiert durch die Straßen zogen. Das habe nachgelassen, sagt Wessel. "Es liegt wahrscheinlich zu weit draußen. Und die Jugendlichen schleppen heute nicht mehr so gerne ihr Zeug herum."

Schlimmer als der Krach seien aber die offenen Feuer gewesen, die auch Waldbrandgefahr geborgen haben. Außerdem hätten die Betreffenden dafür Holz aus dem Wald von den Bäumen abgebrochen. Ebenfalls gefährlich findet er das Eislaufen auf dem zugefrorenen See im Winter. Durch die Unterwasserquelle, die anders temperiert sei als das Seewasser, sei die Eisschicht nicht überall gleich dick, man könne einbrechen. Wessel: "Den Blödsinn sollte man wirklich sein lassen."

GA-Serie

In der Reihe "Versteckte Ecken" stellen wir besondere Orte vor. Die Leute aus der Nachbarschaft werden sie kennen - die Treffpunkte um die Ecke, ein besonders schönes Haus oder den geliebten Spazierweg. Haben Sie selbst Vorschläge aus Ihrem Viertel? Dann schreiben Sie uns doch eine kurze Beschreibung an hardtberg@ga.de. Die Serie erscheint in loser Folge.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort