Ausbildung von morgen Hochschulreform ist Thema beim Wirtschaftstalk

Bonn · Ein schwieriges Terrain, auf das sich Moderator und Gäste des Wirtschaftstalks in der Bundeskunsthalle da begeben haben. Schwierig deshalb, weil sie am Mittwochabend über das stets heikle Thema Bildung sprachen.

Der Wirtschaftstalk fand genau an jenem Tag statt, an dem Schüler in NRW nach sechs Wochen Müßiggang erstmals wieder in die Schule gingen. "Bonner Bildung - 200 Jahre Universität bis Learning 4.0", so war die Veranstaltung überschrieben, zu der die Sparkasse Köln-Bonn, Stadtwerke und Industrie- und Handelskammer einluden. Das beinhaltet die Vergangenheit und Gegenwart ebenso wie die Zukunft. Und Blicke in die Zukunft sind bekanntlich nicht eben einfach.

Mit Dieter Engels, dem Vorsitzenden des Hochschulrates der Uni, Peter Thuy, dem Rektor der Internationalen Hochschule Bad Honnef (IUBH), und dem Generalsekretär der Hochschulrektorenkonferenz, Jens-Peter Gaul, war das Podium recht hochschullastig besetzt. Ruth Maria van den Elzen, Vizepräsidentin der IHK Bonn/ Rhein-Sieg und Hotelbetreiberin, deckte den Ausbildungsbereich ab. Einig waren sich die Diskutanten darin, dass der Bologna-Prozess, der 1999 startete, eine feine Sache war. Mit dieser Hochschulreform harmonisierte man europaweit die höhere Ausbildung. Die schnellen Bachelor- und Masterstudiengänge sind eine Folge davon, aber auch der Druck, zügig fertig zu werden und während des Studiums kaum nach links und rechts schauen zu können.

"Dieser Prozess hat quantitativ eine formale Vergleichbarkeit und Studenten die Chance ermöglicht, im Ausland zu studieren, ohne ein Semester zu verlieren", sagte Engels. Allerdings war er sich mit Gaul einig, dass die Hochschulen sich mittlerweile an einer Art Wendepunkt befänden. "Die Bedeutung von Praxiselementen in der Ausbildung ist unbestritten, aber wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir inhaltlich darüber diskutieren, welche Bedeutung gesellschaftliches Engagement und kritisches Denken einnehmen müssen", erklärte Gaul.

51 Prozent der jungen Deutschen nehmen mittlerweile ein Studium auf. "30 Prozent der Studenten in Bad Honnef haben kein Abitur und kommen über die berufliche Qualifikation zu uns", erzählte Thuy Moderator Christian David. Hochschulen und Ausbildungsbetriebe setzen immer mehr aufs Internet. "Die Prüfung mit Tablets, der Einsatz von Lern-Apps und spielerisches Lernen erzeugen eine Win-Win-Situation", meinte van den Elzen. Wobei Engels betonte, dass aus seiner Sicht eine gewisse Präsenzpflicht an der Uni natürlich dazugehöre, um den Austausch von Meinungen zu ermöglichen.

Nicht nur das E-Learning hält Gaul für ein wichtiges Element der Gegenwart und Zukunft, um Alleinerziehenden oder Menschen im Beruf eine Ausbildung zu ermöglichen ("Wenn Sie mir vor einigen Jahren etwas von Teilzeitstudium erzählt hätten, hätte ich gemeint, Sie sprächen von Partys"). Man müsse sich auch Gedanken machen über Angebote für informelles Lernen. Über die Akzeptanz freier Bildungsträger oder Volkshochschulen beispielsweise. Oder darüber, wie Menschen ohne Ausbildung ihre Talente in einer Gesellschaft zeigen könnten, die vornehmlich auf Zertifizierungen setze.

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