Neues Festspielhaus in Bonn Hinter drei Meter dicken Mauern - ein Blick in den Bunker

BONN · Leer geräumt ist er jetzt schon, der Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg an der Theaterstraße. Wird das Festspielhaus-Projekt verwirklicht, muss er bis 2016 abgerissen werden. Der GA schaute sich in dem alten Gemäuer um.

Bis zu 2600 Bonner konnten in dem Gebäude am Erzberger Ufer bei Bombenangriffen Schutz suchen. "Das Mobiliar haben wir in den letzten Jahren rausgeschafft, seit klar war, dass der Bund sein flächendeckendes Schutzraumkonzept aufgibt", erklärt Thomas Adenauer, der bei der Stadtverwaltung im Rahmen des Katastrophenschutzes für 37.000 Schutzplätze im Stadtgebiet zuständig ist. Adenauer hält die massiven Schleusentüren für einen Rundgang geöffnet. Kalte stickige Luft kommt einem entgegen. Irgendwo summt eine Elektroanlage.

Ansonsten gähnen den Besucher riesige, leere, in unterschiedlichen Pastellfarben gestrichene und durchnummerierte Räume an. Die Wanddicke nach außen betrage drei Meter, die innerhalb des Bunkers immerhin noch eineinhalb Meter, berichtet Adenauer und klopft auf den Putz, der sich an den feuchten Stellen löst.

Die einfachen Schalenstühle und Liegen aus den 50er und 60er Jahren sind also heute nicht mehr da. Auf ihnen hätten, wenn es nach 1950 zum Verteidigungs- oder Großschadensfall oder zur Naturkatastrophe gekommen wäre, Menschen jeweils nur im Wechsel ruhen können. Im hinteren Sanitärbereich sind noch Toiletten in Kabinen und kleine einfache Waschbecken zu finden. Gespenstisch knistert es in den Rohren.

Kaum vorstellbar, dass sich hier zu Kriegszeiten weit über 2000 Menschen in die Räume quetschten, bis das Bunkerpersonal die erste Drucktür nach außen verschloss. "Wer zuerst kam, mahlte halt zuerst", sagt Adenauer und zuckt mit den Achseln. Auch in den Jahrzehnten des Kalten Krieges hätten die 37.000 Bunkerplätze nur für ein Zehntel der Bonner Bevölkerung gereicht. Man habe in Kauf genommen, dass 90 Prozent nicht zu schützen waren, meint Adenauer nachdenklich.

"Hier, das war der Raum für den Bunkerwart, dort sind die Geräte, die in einer Krisensituation in Betrieb genommen worden wären", erklärt Adenauer, und führt zu technischen Anlagen, die auch Kampfstoffe aus der Luft herausgefiltert hätten. Wenn die Geräte in den letzten Jahren denn überhaupt jemand hätte bedienen können. "Also, wir waren nicht dazu ausgebildet. Wir haben nur noch den Zustand gesichert."

Nun also zur Rolle des Bunkers im Festspielhaus-Konzept. Der Eigentümer, die Stadt Bonn, bereite derzeit im Rahmen der bundesweiten Neuausrichtung des Katastrophenschutzes ohnehin die Entwidmung ihrer Bunker vor. Die könne man im Fall des für das Festspielhaus-Projekt attraktiven Geländes an der Theaterstraße sicher zügiger durchführen, so dass die angepeilten Termine eingehalten würden, meint Adenauer. "Die Unterlagen sind auf jeden Fall zur Begutachtung ausgehändigt."

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