Sicherheit bei Bus und Bahn Herrenloser Rucksack am Bonner Bahnhof lässt Bahn kalt

Bonn · Als eine Bonnerin einen verdächtigen Gegenstand im Hauptbahnhof meldet, reagieren die Mitarbeiter nicht. Ein Sprecher bedauert: Das Verhalten sei nicht akzeptabel.

Ein herrenloses Gepäckstück auf dem Bahnsteig zwischen Gleis 2 und 3 des Bonner Hauptbahnhofs hat Bahnbedienstete am Dienstagmorgen offenbar nicht zum Tätigwerden veranlasst. Trotz eines telefonischen Hinweises sei der Rucksack fast eine Stunde stehen geblieben und dann von einem Passanten mitgenommen worden, berichtet GA-Leserin Martina Kemp-Beutter.

Gegen 9 Uhr war die Geschäftsfrau beim Aufschließen ihres Antiquitätenladens in der Herwarthstraße auf den fragwürdigen Gegenstand, der sich später als Rucksack entpuppte, auf dem Bahnsteig gegenüber aufmerksam geworden. Um nicht gleich einen Großeinsatz auszulösen, rief sie die Bahnverwaltung in Köln an. Erst nach einer Dreiviertelstunde und fünf Anrufen konnte sie jemanden bitten, sich das einmal anzuschauen. Der Gesprächspartner habe sie aber lediglich angeblafft: „Ich gehe nicht nachgucken. Ich sitze hier.“ Um den Fall könne sich das Ordnungsamt kümmern. Auf Einwände habe der Mann lediglich geäußert, die Frau solle „nicht so ein Theater“ machen.

Zwar sei zehn Minuten später ein Bahnmitarbeiter auf den Bahnsteig gekommen, ließ den Gegenstand aber stehen. Schließlich habe ein junger Reisender den grauen Rucksack in die Bahnhofshalle mitgenommen.

Es gibt regelmäßige Schulungen

Ganz anders die Reaktion auf einen Gepäckfund am Beueler Konrad-Adenauer-Platz nur einen Tag zuvor. Ein ebenfalls herrenloser Rucksack an einer dortigen Bushaltestelle hatte am Montag einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst. Der Platz war weiträumig gesperrt worden.

Die Deutsche Bahn reagiert entsprechend zerknirscht auf den Bericht der Anwohnerin. „Wir legen größten Wert auf Sicherheit. Unsere Mitarbeiter werden dazu regelmäßig geschult und sensibilisiert. Ein solches Verhalten ist nicht akzeptabel“, sagt Stefan Deffner aus der DB-Pressestelle in Düsseldorf. Allerdings sei dem Bonner Bahnhofsmanagement von dem Vorfall nichts bekannt und auch kein Vermerk zu dem Vorfall angelegt worden. Grundsätzlich rät Deffner, in Zweifelsfällen immer sofort die Notrufnummer 110 zu wählen. Trotzdem leugnet die Bahn nicht, dass auch ihre Mitarbeiter vor Ort die Behörden über den Verdacht hätten informieren müssen. „Wir werden dieses Thema mit ihnen auf jeden Fall noch einmal besprechen“, sagt Deffner.

Dabei müsste gerade die Bundespolizei am Bonner Hauptbahnhof hochsensibilisiert bei herrenlosen Gepäckstücken sein. Im Dezember 2012 war eine selbst gebastelte Bombe des Islamisten Marco G., der Anfang April vom Oberlandesgericht zu einer lebenslangen Haftstraße verurteilt wurde, gefunden und gesprengt worden. Das es nicht zu einer Katastrophe kam, war nur dem Umstand zu verdanken, dass die Bombe nicht planmäßig explodierte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort