Vor 30 Jahren verstorben Heinrich Lützeler war Gelehrter mit rheinischem Gemüt

Bonn · Vor 30 Jahren verstarb Professor Heinrich Lützeler. Der Kunsthistoriker galt als Gelehrter und engagierter Bonner Bürger. Selbst Johannes Rau bezeichente ihn als "originelle Persönlichkeit".

In der Bütt: Heinrich Lützeler mit dem Prinzenpaar des Jahres 1962, Prinz Matthias van der Weiden und Bonna Karin Henckes-Klein .

In der Bütt: Heinrich Lützeler mit dem Prinzenpaar des Jahres 1962, Prinz Matthias van der Weiden und Bonna Karin Henckes-Klein .

Foto: Heinz Engels

Vor 30 Jahren trauerte die Stadt Bonn um Professor Heinrich Lützeler, der im Juni 1988 im Alter von 86 Jahren starb. Der Kunsthistoriker galt als Gelehrter, als engagierter Bonner Bürger, ja als „eine der originellsten Persönlichkeiten des rheinischen Raumes“, wie es Johannes Rau einmal ausdrückte.

„Wissenschaft und Kunst bedeuteten im viel“, schreibt GA-Autorin Irmgard Wagner in ihrem Nachruf vom 15. Juni 1988. „Aber sie waren nicht alles. Der rheinische Mensch, der Wandel seiner Heimatstadt, das Wehen des Zeitgeistes, all das gehörte für den Mann mit der scharfsinnigen Formulierung, der Willensstärke, des unerschütterlichen Humors dazu.“ Bonn und seinen Mitbürgern hielt er stets die Treue – auch im „engen und finsteren Deutschland“ des dritten Reiches, wie er einmal schrieb.

Lützeler liebte das wohnliche Bonn

Die Laufbahn Lützelers im Telegramm-Stil: 1924 Promotion an der Bonner Universität, 1930 Qualifizierung zum akademischen Lehrer mit der Schrift „Grundstile der Kunst“, 1933 folgte „Christliche Kunst des Abendlandes“. Rufe auf die Lehrstühle in Köln und Aachen, doch 1940 entziehen ihm die Nazis seine Lehrbefugnis. 1946 Rückkehr an die Uni als Professor für Kunstgeschichte. Neugründer des Kunsthistorischen Instituts, Initiator des Seminars für Orientalische Kunstgeschichte, Dekan der Philosophischen Fakultät in den 1960er-Jahren.

Mit dem Herzen, mit Ironie und mit der Feder prangerte Heinrich Lützeler Fehlentwicklungen in Bonn an, schreibt Irmgard Wagner: das neue Bundeskanzleramt – „ohne architektonische Einfälle“, der Lange Eugen – „eine Bürokathedrale“, das neue Stadthaus – „ein Monument der verwalteten Welt“, die Ministeriums-Kreuzbauten im Bad Godesberger Norden – „ohne die geringste Kommunikation mit der Stadt“.

Lützeler erinnerte in zwei Bänden an „Bonn, wie es war“. Er sagte: „Ich liebe das wohnliche Bonn.“ Und: „Es kommt mir nicht auf Romantik an, sondern darauf, dass die Maßstäbe stimmen.“ So lobte er, was er gelungen fand – wie den neuen Münsterplatz oder das Gästehaus der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Das rheinische Gemüt hatte er im Blut und in den Knochen, stieg wie selbstverständlich in die Bütt, wenn sich die tollen Tage näherten. Den Karneval bezeichnete er als „achte freie Kunst“. Auch das zeigte seine Liebe für das Leben in seiner Heimat, dem Rheinland.

Eine Neigung für Wein, Weib und Gesang

Gerne ließ sich Heinrich Lützeler von der Dülkener Narrenakademie promovieren, Wein, Weib und Gesang waren für ihn das Natürlichste von der Welt, schreibt Irmgard Wagner. Mit seiner Schrift „Philosophie des Kölner Humors“ setzte Lützeler nach Ansicht vieler seiner rheinischen Heimat ein bleibendes Denkmal.

Wie sehr der Professor seinen Studenten fehlen musste, beschrieb GA-Autorin Wolf so: „Seine Vorlesungen waren immer überfüllt. Zu Lützeler ging man eben. Man lernte seine Lektion und genoss das Vergnügen, die spritzigen Ideen vom Katheder, das ganze Flair dieser akademischen Veranstaltung. Für Erstsemester war der Besuch der kunstgeschichtlichen Vorlesungen ein absolutes Muss.“

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