Exklusiver Zugang Haus der Geschichte in Bonn öffnet seine Keller-Depots

Bonn · Die Dauerausstellung im Bonner Haus der Geschichte ist wegen der Sanierung des Dachs geschlossen. Als einmalige Ausnahme werden Besucher jetzt durch die Depots geführt.

Auf Knien kriechen die Bauarbeiten über das gläserne Dach im Haus der Geschichte. An den Nahtstellen dichten sie die letzten Fugen ab, bevor es auf das zweite der drei Dachteile geht. Denn die erste „Tonne“, wie die Konstruktion wegen ihrer runden Form heißt, ist fast fertig. Nach dem Museumsmeilenfest am kommenden Wochenende verschwinden auch die Baugerüste im Foyer.

„Wir liegen gut in der Zeit“, sagt Harald Biermann. Der Kommunikationsdirektor der Stiftung steht vor einem Foto, das das Haus der Geschichte von oben zeigt. 900 Glaselemente sind darauf zu erkennen, von denen rund die Hälfte bereits ausgetauscht wurde. Sie waren in den vergangenen 25 Jahren undicht geworden, sogar Altersrisse tauchten auf. „Kein Zustand für die wertvollen Exponate der Dauerausstellung, die direkt darunter standen.“

Die Ausstellung ist nun seit März leer geräumt. Nur Elemente der Berliner Mauer sind stehen geblieben, besichtigt werden dürfen sie aus Sicherheitsgründen trotzdem nicht. „Uns war klar, dass das die Besucherzahlen herunterreißen würde“, sagt Biermann. Jährlich kommen etwa 450.000 Besucher in die Dauerausstellung – sie gilt anders als in vielen Museen als Zugpferd. Zum Vergleich: Die aktuelle Wechselausstellung zum Thema Auto kommt gerade einmal auf 80 000 Besucher.

Sanierung Haus der Geschichte und Depots
32 Bilder

Sanierung Haus der Geschichte und Depots

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700.000 Ausstellungsstücke im Depot

Damit der Schwund zumindest teilweise aufgefangen werden kann, sind die Depots des Hauses geöffnet. Unten, in den Kellern, lagern rund 700.000 Ausstellungsstücke. Und fast immer sind die halbstündigen Führungen ausgebucht, die Besucher stehen Schlange. 200 Leute gehen jeden Tag durch das sogenannte Metalldepot. Warum nur das eine und nicht gleich alle offen sind? „Weil die dort lagernden Exponate am unempfindlichsten sind“, erklärt Biermann. Normalerweise dürfen nur die Konservatoren in die Hallen, Temperatur und Luftfeuchtigkeit werden in einem Mikroklima ständig reguliert. „Die Bundesrepublik vertraut uns diese Sachen mit der Maßgabe an, sie für die Ewigkeit zu erhalten“, sagt Biermann. Der Eintritt für Besucher ist deshalb eine Ausnahme, die es so nicht wieder geben wird.

Das Spannende dabei: Nichts ist historisch, sondern alles nach seiner Beschaffenheit geordnet. Deshalb liegt die Handgranate neben der Jukebox, der Retro-Kugelfernseher steht im selben Regal wie das Kofferradio. Die lebensgroße Computerspiel-Heldin Lara Croft posiert zwischen dem Deutschland-Strandkorb des G 8-Treffens in Heiligendamm und einem bronzenen Staffelläufer aus der Nazi-Diktatur. „Wir wollen einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen und unsere Arbeit erläutern“, sagt Biermann.

Wenn die Dauerausstellung Mitte Dezember wieder öffnet, wird sie auch die neuere deutsche Geschichte bis zur Flüchtlingskrise behandeln. Bisher war beim Einheitsprozess Schluss.

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