Bildungsprojekt für die Region Hauptsache raus aus der Schule

Bonn · Vier Rotary-Clubs aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis haben ein Projekt für neue Lernorte gestartet. Die Schüler können in Hafen, Bäckerei und Kloster ihren Horizont erweitern.

 Schüler und Rotarier auf dem Bonner Hafengelände.

Schüler und Rotarier auf dem Bonner Hafengelände.

Foto: Thomas Kölsch

Der Kran schwankt. Spürbar. Doch die acht Mädchen und Jungen der Jahnschule, die an diesem Nachmittag zum Bonner Hafen gekommen sind, lassen sich von diesen normalen und doch ungewohnten Bewegungen nicht beirren. Hoch über den Dächern der Stadt stehen sie, mit blauen Helmen und gelben Warnwesten, und schauen fasziniert auf die Containerlandschaft unter ihnen.

Immerhin erhalten sie hier Einblicke und Ausblicke, die nicht zum Schulalltag gehören, die etwas Besonderes sind und den Horizont erweitern sollen. Genau das ist die Idee des Projekts „Out of School“, dessen Bonner Variante die vier Rotary-Clubs Bonn-Rheinbogen, Bonn-Siegburg, Bonn-Siebengebirge sowie Troisdorf aus der Taufe gehoben haben. Mit sichtlichem Erfolg, wie ein Blick auf die rege Kinderschar beweist.

Jürgen Meyer vom Rotary-Club Bonn-Siebengebirge hatte beim offiziellen Startschuss für das Projekt noch von einem „bescheidenen Anfang“ gesprochen: Vier Schulen (die Jahnschule und die Marienschule in Bonn, die Waldorfschule Troisdorf und die Max & Moritz-Schule in Sankt Augustin-Menden) können bislang 14 Lernorte erkunden, vom Friedhof über eine Druckerei und ein Kloster bis hin zu besagtem Hafen.

„Für uns Rotarier ist soziales Engagement essenziell“, sagte Meyer. „Wir wollen uns mit 'Out of School' dafür einsetzen, dass Kinder, vor allem jene aus einem sozial schwierigen Umfeld, über die Schule hinaus Neues erfahren können, Impulse erhalten und Selbstbewusstsein entwickeln.“

In Köln läuft das Projekt bereits im fünften Jahr. „Eigentlich können Kinder überall etwas lernen, jeder ist in unseren Augen ein Bildungsanbieter“, sagte Organisator Jasson Jakovides von Fields Corporate Responsability. „Wichtig ist, dass die Kinder vor Ort aktiv sein können.“ Etwa indem sie Kräne erklettern, Gabelstaplerhupen ertönen lassen oder andernorts zum Beispiel Gräber pflegen.

„Jeden Monat kann im Schnitt ein Lernort besucht werden, was den Lehrern genug Zeit einräumt, im Unterricht darauf vorzubereiten. Materialien stellen wir dabei gerne zur Verfügung.“ Das Konzept kommt an, auch in der Politik. „Ich finde dieses Projekt wirklich außerordentlich spannend und danke den Rotariern für ihre Unterstützung“, sagte Sebastian Schuster, Landrat des Rhein-Sieg-Kreises.

Ähnlich äußerte sich Alfons Am Zehnhoff-Söns, der als Verwaltungsdirektor des Hafens sofort seine Unterstützung zugesagt hatte. Dass gleich die ersten Besucher von der Jahnschule kamen, war für ihn eine besondere Freude: „Ich war vor 50 Jahren selbst auf dieser Schule.“ Dafür aber nach eigenen Angaben noch nie auf einem seiner Kräne. Da haben die Kinder ihm also etwas voraus.

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