Hauen, stechen, sägen Bonner Kunsthandwerkermarkt trotzt dem Wetter

Bonn · Kunsthandwerker haben am Wochenende auf dem Münsterplatz Einblicke in ihre Arbeit gegeben. An vielen Ständen wurde allerdings ausschließlich verkauft.

 Bernhard Männel ist Bildhauer. Auf dem Münsterplatz zeigte er, wie aus einem Sandstein Skulpturen entstehen.

Bernhard Männel ist Bildhauer. Auf dem Münsterplatz zeigte er, wie aus einem Sandstein Skulpturen entstehen.

Foto: Susanne Wächter

Mehr als hundert Kunsthandwerker haben von Freitag bis Sonntag ihre handgefertigten Produkte auf dem Münsterplatz präsentiert. Nur das Wetter machte den Ausstellern beim 28. Handwerkermarkt kurzzeitig einen Strich durch die Rechnung. Zumindest der Samstagmorgen lockte nicht so viele Besucher wie erhofft an. Viele Handwerker brachten ihre kleinen Werkbanken oder Webstühle ins Trockene.

So wie Johanna-Elisabeth Nehm. Leicht fröstelnd stand sie in ihrem Verkaufsfeld. Ihren Webstuhl, auf dem sie eigentlich zeigen wollte, wie ihre Decken, Gardinen, Schals und Jacken entstehen, hatte sie vor den heftigen Regengüssen in Sicherheit gebracht. „Wenn es trocken bleibt, werde ich hier auch wieder arbeiten“, sagte sie und zog sich den Reißverschluss an ihrer Jacke ein Stück höher.

Nehm ist gelernte Handwebmeisterin. Sie liebt die Arbeit mit den natürlichen Materialien. Schafswolle, Papiergarn oder Baumwolle sind ihre liebsten Materialien. Ihr schönstes Stück? „Das was ich trage“, antwortete sie. Ihr Kollege, der Steinbildhauer Bernhard Männel, stand an einem kleinen Tisch. Darauf lagen Hammer, Meißel und kleine Stücke Sandstein. Neugierig blieben die Besucher stehen, schauten ihm beim Hämmern und Schleifen über die Schulter. Auch deshalb gibt es den Handwerkermarkt: Die Besucher können zuschauen, wie die Dinge entstehen und einen Einblick bekommen in zum Teil selten gewordene Handwerksberufe.

Doch man musste oft genau hinschauen. An vielen Ständen wurde ausschließlich verkauft, nicht gearbeitet. Grafik- und Produktdesignerin Sabine Schumacher nutzte den Regen, um an ihren ledernen Armbändern weiterzuarbeiten. Schumacher schätzt, wie sie sagte, das kleinteilige Arbeiten an ihren Accessoires. Je kleiner, umso besser, meinte sie. Dabei fertigt sie nicht nur farbenfrohe Geldbörsen in Form chinesischer Glückskekse, auch Taschen gehören zu ihrem Repertoire.

Direkt gegenüber saß Christa de Clarens an ihrer Nähmaschine. Ihre textilen Kunstwerke sind fantasievolle Kopfbedeckungen für jede Jahreszeit. Aufmerksame Bonner dürften ihre Produkte kennen. „Früher war ich oft auf dem Weihnachtsmarkt hier in Bonn, nun komme ich nur noch zum Handwerkermarkt her“, sagte sie. Das Publikum sei interessierter an handgefertigter Ware.

Neugierig hielten die Besucher bei Rita Balta an. Kleine Taschen und Geldbörsen aus Basketbällen sind ihre Profession. Balta ist Autodidaktin, wie sie selbst sagte. Im Kölner Eigelsteinviertel arbeitet sie mit einem kleinen Team und vertreibt ihre Produkte hauptsächlich im Internet oder auf Handwerkermärkten. Nachhaltigkeit ist Barbara Müller aus dem Münsterland sehr wichtig. Hinter ihrem Stand mit all den Untersetzern, Handyhüllen, Hausschuhen und kleinen Mäppchen nähte sie per Hand an Hausschuhen aus Filz. „In diesem Jahr beginnen wir damit, Wolle von Schäfern aus der Region zu beziehen“, erklärte sie. Das sei nicht ganz so einfach, denn Wolle sei nicht gleich Wolle. Einige Schafe würden ausschließlich zur Fleischproduktion gezüchtet, deren Wolle lasse sich nicht filzen.

Natürliche Materialien verarbeitete auch Künstler Stefan Lüpges. Seine „Zauberburgen“ aus verschiedenen Holzarten stießen vor allem bei Familien auf großes Interesse. Lüpges nahm ein kleines Holzstück, drehte es einmal um die eigene Achse und schon war die kleine Burg darauf verschwunden. Eine Stunde benötigt Lüpges, um ein solches Stück mit seiner Stichsäge zu fertigen.

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