Ein Volkswirt als Überzeugungstäter Hans-Friedrich Rosendahl engagiert sich ehrenamtlich im Familienkreis

BONN · Überzeugungstat und Rechenexempel - das ehrenamtliche Engagement von Hans-Friedrich Rosendahl ist beides zugleich. Für den studierten Volkswirt steht fest, dass eine wachsende Zahl von Rentnern nicht nur nehmen kann, sondern auch geben muss, damit die Gesellschaft funktioniert.

 Geschwisterliebe: Betreut von einer Familienhelferin küsst das kleine Mädchen den Familienzuwachs auf diesem Symbolbild zart auf die Wange. Um die Privatsphäre betreuter Familien zu schützen, hat der GA auf ein Foto aus Hans-Friedrich Rosendahls ehrenamtlicher Tätigkeit verzichtet.

Geschwisterliebe: Betreut von einer Familienhelferin küsst das kleine Mädchen den Familienzuwachs auf diesem Symbolbild zart auf die Wange. Um die Privatsphäre betreuter Familien zu schützen, hat der GA auf ein Foto aus Hans-Friedrich Rosendahls ehrenamtlicher Tätigkeit verzichtet.

Foto: Familienkreis

Deshalb engagiert sich Rosendahl seit fünf Jahren für den Bonner Familienkreis, eine Anlaufstelle für Mütter und Väter, die Unterstützung brauchen. Sechs Familien hat er seitdem betreut, ist dort einmal pro Woche ein- und ausgegangen.

"Der Staat kann nicht alles leisten", sagt der 65-Jährige, der als PR-Mann für den Verband der Bausparkassen und einen Energieversorger gearbeitet hat, bevor er über eine Altersteilzeitregelung ausgeschieden ist. Für den damals 60-Jährigen stand fest: "Ich engagiere mich im sozialen Bereich. Ich will was tun, nicht nur verreisen."

Ein Vorsatz, den er zielstrebig in die Tat umsetzte. Was allerdings ganz anders kam, als zunächst gedacht, war der Inhalt seiner ehrenamtlichen Arbeit: "Ich hatte mir vorgestellt, als Pate Hauptschüler in den Beruf zu begleiten. Aber Fehlanzeige, das bot sich in Bonn nicht." Stattdessen las Rosendahl im General-Anzeiger, dass der Familienkreis engagierte Elternhelfer suchte.

"Vielleicht ist das doch nichts für mich", zweifelte er nach einer Informationsveranstaltung, aber Geschäftsführerin Anja Henkel und Familientherapeutin Jutta Oster ließen nicht locker, bis sie mit Hans-Friedrich Rosendahl den bis heute einzigen Mann in den Reihen ihrer Ehrenamtler hatten, der Familien betreut. Zwei weitere gibt es, der eine hilft bei Computerproblemen, der andere bei Heimwerkerarbeiten.

"Früher haben die Großeltern am Ort gelebt und die jungen Familien unterstützt", sagt Rosendahl. Dass dies heute nicht mehr die Regel ist, weiß er aus eigener Erfahrung; Seine beiden Töchter und das Enkelkind leben nicht in Bonn. "Die Rüstigen müssen helfen, die Lücken zu füllen", erläutert der 65-Jährige, der gerne Ski fährt und segelt, seinen Anspruch an die Gesellschaft.

Den löst er selbst ein, indem er Babys im Kinderwagen spazieren fährt, damit die Mütter sich um ihre Bewerbungen kümmern können, Organisationshilfe im Haushalt gibt, bei Behördengängen unterstützt, älteren Kindern bei den Hausaufgaben hilft und und und.

"In vielen Familien fehlt das männliche Vorbild", sagt Rosendahl. Noch mehr fehle es aber manchen Kindern an positiven Erlebnissen. Da organisiert der Familienkreis Zirkuskarten, da geht Herr Rosendahl mit dem Nachwuchs ins Schwimmbad oder in den Zoo.

Manchmal reicht einfach ein offenes Ohr oder eine kleine Entlastung, um der Familie über eine stressige Zeit hinweg zu helfen. Manchmal sind die Probleme erdrückender: Da nimmt ein Elternteil Drogen, spielen die Integration in eine fremde Kultur, Schulden oder Krankheiten eine Rolle. Übrigens von Akademiker- bis zu Migrantenfamilien. "Überforderung", so Rosendahl, "ist keine Frage des Geldbeutels."

Trotz aller Probleme, die er zu lösen hilft, fühlt sich Hans-Friedrich Rosendahl durch sein Ehrenamt beschenkt: "Mit Kindern etwas zu machen, macht viel Freude, ist ein Gewinn." Und ist dennoch auf Distanz bedacht: "Ich lasse mich siezen, gehe beispielsweise nicht zu Geburtstagsfeiern der Eltern mit Freunden."

Seine Anwesenheit in den Familien soll Übergangshilfe sein, nicht Dauerlösung: "Die Bindung muss lösbar bleiben." Bestätigung, Tipps und Unterstützung bieten die Reflexionsrunden des Familienkreises und der Kontakt zu den Profis. Und wenn's Hans-Friedrich Rosendahl wirklich mal reicht, verreist er. So wie viele andere Rentner.

Der Familienkreis:
"Die Elternhelfer" nennt sich der 2006 gegründete Verein "Familienkreis" im Untertitel. Er berät, unterstützt und begleitet Familien vor und nach der Geburt eines Kindes in schwierigen Phasen. Der Verein finanziert seine Arbeit aus Spenden und städtischen Zuschüssen, ist auch wiederholt von der "Aktion Mensch" unterstützt worden.

Neben zwei Pädagogen und zwei Verwaltungskräften sind im Familienkreis 30 Ehrenamtler aktiv, die ein bis zwei Mal pro Woche die betreuten Familien besuchen, die in der Regel selbst um Hilfe nachsuchen. Eine Familientherapeutin und eine Hebamme beraten und unterstützen die Ehrenamtlichen, auch mit anderen Hilfseinrichtungen und Ämtern kooperieren sie.

Wer Beratung sucht kann kostenlos und vertraulich unter Rufnummer 0228/18464204 oder per Mail an info@familienkreis-bonn.de Kontakt aufnehmen. Der Verein sucht aber auch neue Ehrenamtler, die ab Oktober an sechs Abenden und einem Samstag auf ihren Einsatz in den Familien vorbereitet werden.

Ansprechpartnerinnen für Fragen sind Anja Henkel und Jutta Oster unter Telefon 0228/18464204. Weitere Informationen gibt es im Internet auf www.familienkreis-bonn.de.

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