Brückensanierungen in Bonn Handwerker haben Angst vor Stau

RHEIN-SIEG-KREIS/BONN · Thomas Radermacher, Kreishandwerksmeister Bonn/Rhein-Sieg, sieht düstere Wolken in Form von massiven wirtschaftlichen Einbußen für die rund 9000 Handwerksbetriebe der Region aufziehen. Schuld daran sind für ihn die Sanierungsarbeiten an den Bonner Brücken, die ein Verkehrschaos erwarten lassen.

Die Südbrücke soll 2014 sowie 2019 bis 2023 saniert, die Nordbrücke 2015 bis 2019, der Tausendfüßler, zurzeit schon Baustelle aufgrund von Erhaltungsmaßnahmen, 2022 abgerissen und neu gebaut werden. Ebenso die Viktoriabrücke in Bonn, allerdings bereits wesentlich früher. Staus sind dann unvermeidbar.

Zu welchen Konsequenzen dies führe, konnte Radermacher auf einer Pressekonferenz der Kreishandwerkerschaft im Siegburger Kreishaus auch beziffern: Wenn nur drei Mitarbeiter von 3000 der 9000 Betriebe täglich 20 Minuten im Stau stünden, ergäbe sich ein Schaden von 30 Millionen Euro jährlich.

Noch anschaulicher sind die Zahlen, die Mehmet Sarikaya, Planungsamtsleiter des Kreises, präsentierte. Nach seinen Aussagen nutzen 106.000 Fahrzeuge täglich allein die Nordbrücke. 172 Stunden pro Jahr herrscht dort heute schon Stillstand. Die Staus auf den Autobahnen in der Region summieren sich nach seinen Angaben auf einen wirtschaftlichen Schaden von 880 Millionen Euro.

Für die Handwerker und Gewerbetreibenden gebe es keine Alternative zum Auto, erklärten Radermacher und Alois Blum, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg. "Man kann eine Waschmaschine nicht mit dem Rad, im Handwagen oder Bus transportieren", so Radermacher. "Auch Bäcker und Fleischer, die ihre Filialen beliefern, müssen pünktlich sein", ergänzte Blum.

Eine Arbeitsgruppe, zu der auch die Handwerkerschaft gehört, berät regelmäßig über Lösungen und Maßnahmen, um den befürchteten Verkehrskollaps zu verhindern. Beim Pressetermin mit Landrat Frithjof Kühn und Kreisdirektorin Annerose Heinze wurden auch Versäumnisse der Vergangenheit beklagt, mit deren Folgen die Region nun zu kämpfen habe.

Bis 2003 wurde die sogenannte Südtangente, die Verbindung der linksrheinischen A565 via Venusberg zur Bonner Südbrücke und via Ennertaufstieg zur rechtsrheinischen A3, als Lösung für Staus auf der A565 angesehen. Eine Wiederaufnahme in den Bundesverkehrswegeplan 2003 erfolgte aber nicht mehr, obwohl beide Vorhaben bis dato im ersten gesamtdeutschen Bundesverkehrswegeplan enthalten waren, erklärte der Landrat.

Nun geht es darum, Verkehrsprobleme erträglich zu machen und die Situation zu entzerren. Zum Beispiel durch vorausschauende Verkehrslenkung und -information. In weiteren Gesprächen mit Unternehmen soll über alternative Arbeitsmethoden, etwa die Einführung von Telearbeit oder Videokonferenzen, diskutiert und für Fahrgemeinschaften geworben werden.

Denn das ständige Stehen im Stau demotiviere auch die Pendler, was sich auf die Arbeit auswirken wird, waren sich die Teilnehmer des Gesprächs im Kreishaus einig. Kopfzerbrechen macht ihnen noch ein weiteres Problem, das am Rande erwähnt wurde: Rettungsdienste dürften natürlich auch nicht durch Staus aufgehalten werden, so Heinze.

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