Kommentar zum Bonner Primark Haltung zeigen

Meinung | Bonn · Darf ein Mitglied der Stadtspitze Position beziehen und sich in die Diskussion über Primark einmischen? Durchaus, meint GA-Redakteurin Lisa Inhoffen.

Die Lager können unterschiedlicher nicht sein: Auf der einen Seite die Zeitgenossen, die sich für Nachhaltigkeit und bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen einsetzen, die am anderen Ende der Welt für Primark & Co. Billigklamotten herstellen. Auf der anderen Seite die Kundschaft, die Textildiscountern die Türen einrennt, um sich mit Klamotten zu Schleuderpreisen einzudecken.

Oder sind die Unterschiede doch nicht so groß? Welche Schuhe tragen eigentlich jene, die an diesem Dienstagmorgen vor der Primark-Filiale demonstrieren? Wo kaufen sie ihre Sachen? Fakt ist: Viele Firmen lassen in den Fabriken nähen, die auch Primark beliefern. Auch Luxuslabels, wie die Kampagne für saubere Kleidung herausgefunden hat. Und zu haben sind diese Kleidungsstücke in vielen Geschäften – eben nicht nur in Primark.

Gleichwohl ist es richtig, den Menschen bewusst zu machen, dass auch bei der Textilproduktion weltweit vieles schief läuft – vor allem zu Lasten der Menschen in Billiglohnländern. Ein T-Shirt für zwei Euro? Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen – auch wenn Firmen wie Primark viele Gründe zur Hand haben, warum sie nicht mehr Geld für Kleidungsstücke nehmen müssen. Deshalb ist es wichtig, Konsumenten das Schicksal der Arbeiter und Arbeiterinnen in den Textilfabriken und die Folgen einer Massenproduktion immer wieder vor Augen zu führen.

Und ja, auch ein Mitglied der Stadtspitze darf trotz der generellen Pflicht zur politischen Zurückhaltung dazu Position beziehen, wie es die Sozial- und Familiendezernentin Carolin Krause auf Facebook in einer Replik an die Bundestagsabgeordnete Katja Dörner getan hat. Politische Zurückhaltung bedeutet schließlich nicht, keine Haltung zu haben oder sie nicht zu zeigen.

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