Urteil am Landgericht Bonn Diebe klauten Sättel im Wert von 225 000 Euro

Bonn · Einen Schaden von 225 000 Euro hat eine polnische Bande bei Einbrüchen in Reitställen verursacht. Drei Mitglieder dieser Bande wurden jetzt vom Bonner Landgericht zu Haftstrafen verurteilt.

Am Ende haben die polnischen Pferdesatteldiebe alle geplaudert. Für ihre Geständnisse haben die drei Bandenmitglieder, die sich seit Ende Januar vor der 4. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts verantworten mussten, großzügige Rabatte eingefahren: Wegen schweren Einbruchdiebstahls in fünf Fällen wurde der 42-jährige Kopf der Bande zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt; ein 38-jähriger Komplize bekam für drei Einbrüche in Pferdehöfe mit dreieinhalb Jahren Haft davon. Und der Jüngste, 24 Jahre alt, dem nur eine Tat nachgewiesen werden konnte, darf auf freiem Fuß bleiben: Die anderthalb Jahre Haft wurden zur Bewährung ausgesetzt. Ein viertes, mutmaßliches Bandenmitglied war nicht zum Prozess erschienen. Er hatte eine falsche Adresse in Polen angegeben und konnte nicht geladen werden.

Für die Diebestouren sei die Bande „grenzüberschreitend gut organisiert“ gewesen, hieß es im Urteil. Die Reiterhöfe waren systematisch ausgekundschaftet worden und die Besetzung der Fronttruppe klug organisiert. Zwischen Oktober 2014 und August 2015 hatte die Bande in neun Reiterhöfen Reit,- Dressur-, und Springsättel im Gesamtwert von rund 225 000 Euro erbeutet. Neben Reitanlagen bei Hamburg, Hannover und Aachen waren auch Burg Münchhausen in Wachtberg-Adendorf und das Gut Haus Holzem in Berkum das Ziel der Bande.

Der 42-Jährige, der sich exzellent mit Pferdesätteln auskennt, war fast immer an der Front gewesen. Im Prozess hatte er allerdings eingeräumt, dass er auf den Zustand des Diebesmaterials nicht geachtet habe: „Es musste einfach schnell gehen. Die Sättel wurden schubkarrenweise rausgeholt.“ Anschließend war die heiße Ware nach Polen gefahren worden, wo es einen großen Absatzmarkt für die Luxusgüter gibt. An der Grenze waren die Angeklagten bei einer Polizeikontrolle im August 2015 aufgeflogen; sie hatten 26 Reitsättel geladen.

Wer die polnischen Auftraggeber sind, dazu haben sie alle eisern geschwiegen. „Namen zu nennen“, so hatte es einer der Verteidiger zu Prozessbeginn vorsichtig angedeutet, wäre für „der Gesundheit der Angeklagten und ihrer in Polen lebenden Familien abträglich“. Die Angst vor Repressalien ist groß. Schließlich scheinen die Bandenmitglieder auch europaweit unterwegs gewesen zu sein. Belgien hat einen Auslieferungsantrag für den 42-jährigen Bandenchef gestellt. Wegen Diebstahls von Pferdesätteln.

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