Taxi auf dem Rhein Großer Zuspruch für Wasserbus in Bonn

Bonn · Der Bund Deutscher Architekten (BDA) Bonn Rhein-Sieg kämpft dafür, auch 88 Prozent der Teilnehmer einer Online-Umfrage des General-Anzeigers stimmten dafür: Ein Wasserbus oder -taxi auf dem Rhein in Bonn erfährt großen Zuspruch.

Die Vision eines etwa zwischen dem Solarworld-Campus im Norden und der Rheinaue und International School im Süden fahrenden Linienverkehrs auf dem Wasser mit etlichen links- und rechtsrheinischen Haltestellen beflügelt offenbar die Fantasie, weckt Sehnsüchte, dem Rhein näher zu sein, ihn als Wasserstraße zu spüren, sorgt schließlich für hochemotionale Debatten, wie die Podiumsdiskussion des BDA eindrucksvoll belegte. Allerdings hatte das von BDA-Geschäftsführerin Yola Thormann moderierte Podium unfreiwillig Schlagseite, da die Wasserbus-Skeptiker in der Überzahl waren – weil der Bonner Hotelier und Befürworter Olaf Dreesen kurzfristig absagen musste.

So sah sich Jörg Beste, Geschäftsführer des Kölner Architekturforums Rheinland, als Wassertaxi-Fan alleine den schlagfertigen Argumenten des Grünen-Politikers und Vorsitzenden des Bonner Planungsausschusses, Rolf Beu, und des stellvertretenden Amtsleiters der Bonner Wirtschaftsförderung, Ulrich Ziegenhagen, gegenüber. Die beiden Herren gossen viel Wasser in den Rheinwein der Wasserbusfreunde.

Ziegenhagen findet den Gedanken „charmant“, sieht aber weder den Bedarf für einen Wasserbus, noch die Möglichkeit, ihn im Rahmen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) zu finanzieren. Doch das sind für ihn nicht die einzigen Argumente dagegen. Für Berufspendler stünden keine Park-&-Ride-Parkplätze zur Verfügung, je mehr Anlegestellen eingerichtet würden, umso länger würde der Transport dauern. Ziegenhagen äußerte große Zweifel an der Verlässlichkeit eines Wasser-Fahrplans für Pendler. „Es ist eine Vision ohne große Umsetzungsqualität“, sagte er.

Beu wies darauf hin, dass es bereits einen Linienverkehr auf dem Rhein gebe, der aber rückläufig sei. Er rechnet mit hohen Kosten – der Wasserbus würde ein Fünffaches der Betriebskosten verschlingen wie ein Linienbus auf Rädern. „Die Stadt alleine wird das nicht stemmen können.“ Sinnvoll sei letztlich nur eine Integration in den ÖPNV, was daran scheitere, dass kaum Busse bis zum Rhein führen.

Jörg Beste beschwor die Wasserbus-Gegner, dass der Betrieb nachhaltig sei – schon allein weil der Transportweg schon vorhanden sei. Er sieht eine Entlastung des herkömmlichen ÖPNV durch den Wasserweg und forderte von der Verwaltung, ein Konzept zu entwickeln und das Thema Wasserbus durchzurechnen.

Eine Knaller-Idee

Dreesen, der am Dienstagabend verhindert, am Mittwoch dann aber gegenüber dem GA zu einem Statement bereit war, findet die Idee des Wassertaxis „aus der Sicht des Hoteliers und Bürgers einen Knaller. Es wäre traumhaft und praktisch“, sagte er, sowohl für Touristen und Hotelgäste wie allgemein für die Anbindung von Rüngsdorf an Bonn. Gleichwohl räumte Dreesen ein: „In den Finanzierungsdetails bin ich nicht drin.“ Die Spur eines Kompromisses ließ Ziegenhagen aufblitzen, als er die Idee eines Wasserbusses als „nette Geste“ bezeichnete, die man etwa anlässlich der Weltklimakonferenz oder des Beethovenjubiläums 2020 ausprobieren könnte.

Zuvor hatte Christoph Waack vom Geografischen Institut der Universität Bonn die Studie seiner Studierenden „Wasserbusse in Bonn? Ein multiperspektivischer Blick auf das Potenzial für den Alltagsverkehr“ vorgestellt. Mit Interviews, Fragebögen und Expertengesprächen haben die Studierenden die Meinungslage sondiert und dabei den Wunsch nach einer „Änderung der Mobilitätskultur“ in der Bevölkerung ausgemacht. 26 Prozent signalisieren generelles Interesse an der Verkehrsalternative Wasserbus, 90 Prozent können sich das im Rahmen des ÖPNV vorstellen. 29 Prozent würden Preisaufschläge tragen. Nur 20 Prozent der Befragten wären nicht dazu bereit, ein dann bis zu fünf Euro teureres ÖPNV-Abo zu akzeptieren.

Arbeitgeber loben Idee

Barrierefreiheit, die Möglichkeit, Fahrräder mitzunehmen und die Nutzung des Wasserbusses in der Freizeit sind wichtige Punkte bei den potenziellen Passagieren. Die befragten Arbeitgeber lobten den Wasserweg als staufrei, kostenlos in der Nutzung und geeignet für die Integration beider Rheinseiten.

Den Rhein zu spüren, die Ufer zu entwickeln und zu bespielen, das haben sich zehn Master-Studierende des Bonner Architekten und Stadtplaners Jochen Siegemund, Professor für Corporate Architecture/CIAD (Cologne Institute of Architectural Design) an der TH Köln, unter dem Motto „Mensch, Raum, Stadt, Fluss“ zur Aufgabe gemacht. Vor der Diskussion stellten sie ihre Projekte vor: Hochspannende Visionen, Raumkonzepte, Orte zum Verweilen, für kulturelle Nutzung, architektonische Highlights, die man irgendwann vom Wassertaxi aus in Bonn bewundern könnte.

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