Grippewelle in Bonn Bonner Malteser Krankenhaus verlängert Schließung des Kreißsaals

Bonn · Die aktuelle Grippewelle hat für hohe Krankheitszahlen gesorgt. Das Malteser Krankenhaus hat die vorübergehende Schließung des Kreißsaals bis Montagmorgen verlängert.

Das Malteser Krankenhaus in Bonn hat die vorübergehende Schließung des Kreißsaals bis Montagmorgen verlängert, wie das Krankenhaus am Mittwoch mitteilte. Schwangere können seit Dienstag nicht mehr zur Entbindung aufgenommen werden. Die Klinik hatte sich wegen einer Vielzahl an Grippe erkrankter Mitarbeiter auf der Station für Geburtshilfe für diese Maßnahme entschieden. Die für diese Woche und das Wochenende angemeldeten Kaiserschnitttermine sind von der Schließung jedoch nicht betroffen und sollen wie geplant durchgeführt werden. Auch Untersuchungen sind weiterhin möglich. Beleghebammen können die Räume ebenfalls nutzen, ein Arzt ist immer vor Ort.

Schwangeren stehen in Bonn mehrere alternative Kliniken mit Geburtsstationen zur Verfügung: das Uniklinikum und das St. Marien-Hospital auf dem Venusberg, das Johanniterkrankenhaus und das Haus St. Elisabeth.

Die LVR-Klinik nimmt ab Donnerstag wieder psychiatrische und neurologische Notfallpatienten auf. In der Vorwoche wurde ein Aufnahmestopp aufgrund mehrerer Grippefälle verhängt. Derzeit gebe es immer noch Verdachtsfälle. „Die weitere Öffnung zum Normalbetrieb wird dann hoffentlich nächste Woche bei weiterer Normalisierung der Lage in mehreren Stufen erfolgen“, sagte Markus Banger, Ärztlicher Direktor der LVR-Klinik.

Eine Karte des Robert-Koch-Instituts (RKI) zeigt derweil die Krankheitswelle deutlich: Ganz Deutschland erscheint in leuchtenden Rot- und Orangetönen. Was wie ein schönes Farbenspiel anmuten mag, deutet auf eine stark erhöhte Influenza-Aktivität hin. Nach Einschätzungen des Bundesinstituts für Infektionskrankheiten befindet sich Deutschland nun in der Gipfelphase der Grippewelle. „Die Zahl der Arztbesuche ist stark angestiegen“, beobachtet Susanne Glasmacher, Sprecherin des Instituts.

Die aktuelle Welle sei vergleichbar mit denen in den Jahren 2012/2013 und 2014/2015 mit ähnlich hohen Krankheitszahlen. Die längste Grippewelle dauerte 19 Wochen an. „In absehbarer Zeit werden die Zahlen wieder sinken“, sagt Glasmacher. In diesem Jahre seien auch viele jüngere Menschen im Alter zwischen 35 und 59 Jahren an dem Virus erkrankt. „Die Jüngeren stecken solche Erkrankungen üblicherweise gut weg“, sagt Glasmacher. Bisher sind an Influenza bundesweit schon 136 Menschen verstorben. Die aktuelle Statistik wird an diesem Mittwoch veröffentlicht. Die Schwere der Grippewelle könne allerdings erst im Nachhinein beurteilt werden, die derzeitigen Fallzahlen seien nur ein Indiz.

Auch in Bonn steigen die Zahlen der Erkrankten weiter. Bis Dienstagmittag wurden dem Bonner Gesundheitsamt 44 neue Fälle gemeldet. In der vergangenen Woche verzeichneten die Beamten 135 Infektionen. Vor allem öffentliche Einrichtungen sind von der Krankheitswelle betroffen: Einige Kitas arbeiten wegen der knappen Personalsituation mit Notfallplänen, auch an Schulen und Kliniken sind Mitarbeiter erkrankt.

Kreißsaal vorerst geschlossen

Im Malteser Krankenhaus wurden die Frauen, die sich für eine Entbindung angemeldet hatten, persönlich von der Oberärztin über die Schließung des Kreißsaals informiert.

„Die Reaktionen waren sehr positiv“, so Kliniksprecherin Eva Keller. Die Patientinnen hätten Verständnis gezeigt, auch weil sie so die Möglichkeit hätten, sich frühzeitig nach einer anderen Entbindungsstation umzusehen. Reguläre Voruntersuchungen wie Fruchtwasser- oder Wehenkontrollen seien auch weiterhin möglich. Auch die für diese Woche geplanten Kaiserschnitt-Termine sollen durchgeführt werden. Die Abteilung, die für die Geburtsstation zuständig ist, führt auch gynäkologische Operationen durch, von denen ebenfalls einige abgesagt werden mussten.

Wie Keller weiter erklärte, bedeute der Aufnahmestopp für den Kreißsaal nicht, dass er gar nicht mehr zur Verfügung stehe. Beleghebammen, die mit dem Malteser Krankenhaus Verträge abgeschlossen haben, könnten die Räume weiterhin nutzen. „Wir haben auch immer einen Arzt vor Ort, falls etwas schiefgehen sollte.“ Beleghebammen arbeiten oft mit festen Häusern zusammen und nutzen deren Infrastruktur, um bei Notfällen – etwa einem Kaiserschnitt – medizinische Hilfe holen zu können.

Wegen personeller Engpässe auf der Wöchnerinnenstation hatte das Haus St. Elisabeth des Bonner Gemeinschaftskrankenhaus am Wochenende den Kreißsaal für Notfälle bei der Rettungsleitstelle vorübergehend abgemeldet, wie Joachim Roos, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe im Haus St. Elisabeth, erklärte. Krankenwagen fahren somit derzeit das Krankenhaus nicht mehr zur Entbindung an. Für geplante Entbindungen und Untersuchungen stehe das Haus aber weiterhin offen, auch die Wöchnerinnenstation sei besetzt. Schwangere kämen laut Roos nur in selten Fällen per Krankenwagen zur Geburtsstation.

LVR-Klinik hat "Zenit überschritten"

Nach Auskunft der Stadt kommen in Bonner Kliniken wöchentlich zwischen 120 und 130 Babys zur Welt. Wie berichtet, können Schwangere auf die Geburtsstationen des Uniklinikums und des Johanniterkrankenhauses ausweichen. Auch das St. Marien-Hospital auf dem Venusberg hält trotz Krankheitsfällen von Mitarbeitern und Patienten die Stationen offen. „Wir versuchen unser Bestes. Im Moment haben wir keine zusätzlichen Einschränkungen durch die Grippewelle“, sagt Daniela Kreuzberg, Kaufmännische Direktorin der GFO-Kliniken. „Ohne den enormen Einsatz unserer Mitarbeiter, wäre diese Notsituation nicht zu meistern.“ Schwangere können alternativ auch in der Partnerklinik, im Cura Krankenhaus in Bad Honnef, entbinden.

Für das Bonner Geburtshaus in Dottendorf sagte Geschäftsführerin Elke Dickmann-Löffler, „dass bei uns der Betrieb weiterläuft“. Die Hebammen dort entbinden ausschließlich in den eigenen Räumen an der Villenstraße neben der Janker-Klinik. In der Regel versorgen sie Schwangere, die sie vorher mehrmals gesehen haben, um sie kennenzulernen und die Räume zu erklären. „Wenn eine Frau mit Presswehen zu uns kommt, werden wir sie aber natürlich nicht abweisen“, betont Dickmann-Löffler.

Indes hat die LVR-Klinik nach dem einwöchigen Aufnahmestopp am Dienstag die ersten Teilbereiche wieder freigegeben. „Nach Auswertung der aktuellen Zahlen haben wir den Zenit überschritten“, sagt der Ärztliche Direktor Markus Banger. „Unsere Maßnahmen haben gut gegriffen. Die Lage entspannt sich.“

In Absprache mit den Gesundheitsämtern in Bonn und Siegburg nehmen das Kinderneurologische Zentrum und die Kinder- und Jugendpsychiatrie wieder regulär Patienten auf. Ab Mittwoch soll auch wieder die Paul-Martini-Schule, die sich auf dem Klinikgelände befindet, geöffnet werden. Laut Christian Dohmen, Chefarzt der Neurologie und hygieneverantwortlicher Arzt, gelten dennoch die besonderen Hygienemaßnahmen. Auch Angehörigen wird empfohlen, weiterhin noch von einem Besuch abzusehen. Fragen zur Aufnahme beantworten Mitarbeiter der LVR-Klinik telefonisch unter 02 28/5 51 88 88 .

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