Ein Wegbereiter der Evolutionstheorie Grabmal Schaaffhausens in Bonn restauriert

Bonn · Hermann Schaaffhausen war ein ganz besonderer Gelehrter, ein Wegbereiter der Evolutionstheorie. Jetzt wurde der verwitterte Stein auf seinem Grab restauriert.

Der Grabstein auf der letzten Ruhestätte von Hermann Schaaffhausen (1816-1893) und seiner Familie auf dem Alten Friedhof war in einem bedenklichen Zustand: Schmutzablagerungen und Gipskrusten schwärzten die Oberfläche, Wasser drang in Risse ein und drohte den Stein von innen aufzusprengen. Restauratorin Manuela Prechtel hat den Gedenkstein im Auftrag der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Alten Friedhofs wiederhergerichtet, was durch einen anonymen Spender finanziert worden war. Jetzt wurde der restaurierte Stein im Beisein von Mitgliedern der Familie Schaaffhausen vorgestellt.

Den Stein habe sie mit Heißdampf gereinigt, was den Stein schone, da sie mit geringem Druck arbeiten könne, erklärt die Restauratorin. Mit Mikropartikelstrahlen aus Glaspudermehl habe sie der Oberfläche ein „Peeling“ verpasst, bevor sie die Risse und Fugen geschlossen habe. 2200 Euro hat das der Vorsitzenden der Gesellschaft, Eva Hüttenhain, zufolge gekostet – nicht viel Geld, um das Gedenken an einen großen Anthropologen zu bewahren, dem Bonn das Rheinische Landesmuseum mit zu verdanken hat.

Schaaffhausens Leistung

Dessen Kurator für vorgeschichtliche Funde stellte Schaaffhausens Leistung in der historischen Anthropologie vor. Der Wissenschaftler, der nach seiner Habilitation an der Bonner Universität lehrte, war früh Fragestellungen nachgegangen, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts noch verpönt waren. Er hing der Theorie an, dass es neben tierischen auch menschliche Fossilien geben müsse. Deren Existenz sei als mit der Schöpfungslehre unvereinbar damals bestritten worden, so Schmitz. Der Fund des Neandertalerskeletts änderte diese Ansicht mit der Zeit. Schaaffhausen gehörte zu denen, die die Knochen untersuchten und beschrieben.

Als Anthropologe untersuchte er auch die Stammes- und Urgeschichte des Menschen. Sechs Jahre vor Charles Darwins „Über die Entstehung der Arten“ habe er ein Werk veröffentlicht, das in die gleiche Richtung ging. „Hermann Schaaffhausen war ein Wegbereiter der Evolutionstheorie.“ Und er griff tief in die Tasche, um das Originalskelett des Neandertalers ins Bonner Landesmuseum zu holen. Unter den 15 Millionen Fundstücken sei das nach wie vor das wertvollste, so Schmitz.

Wer mehr über Schaaffhausen erfahren möchte, kann Ralf Schmitz' Vortrag am Freitag, 13. Oktober, ab 16 Uhr im Collegium Albertinum, Adenauerallee 19, besuchen. Er hält ihn dort anlässlich der Wiederentdeckung eines sehr gut erhaltenen Kirchenfensters aus dem 14. Jahrhunderts.

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