Kommentar zur Kaiserpassage Gründe für Leerstände

Meinung · Gut die Hälfte der Ladenlokale in der Kaiserpassage steht leer. Dabei hat die Eigentümerin des Komplexes, die Zurich Gruppe, mehrfach richtig in das Objekt investiert. Wie konnte es so weit kommen?

Schlechtreden kann und darf man die Kaiserpassage nicht. Sie gehört immer noch zu den ersten Adressen der Stadt. Einiges ist in den vergangenen Jahren erfreulicherweise aufgehübscht worden. An der einen oder anderen Stelle könnten die Erinnerungen an die frühen 80er noch verschwinden, etwa die grünen Stahlleisten an einigen Schaufenstern. Nein, der Leerstand in der Passage hat nichts mit dem Zustand zu tun. Nicht genutzte Ladenlokale gibt es in der Bonner City auch andernorts, und es ist zu befürchten, dass es noch eine Zeit lang so bleiben wird.

Denn das Glück der Stadtentwicklung ist auch gleichzeitig ihr hoffentlich nur vorübergehender Fluch: Der Ausbau der Areale am Hauptbahnhof und die Ungewissheit der Zukunft des Viktoriakarrees lassen Investoren und Geschäftsleute zurzeit eher zurückhaltend agieren. So mancher Einzelhändler und Gastronom wartet momentan lieber ab, wie sich die Stadt mit dem Maximilian Center anstelle der Südüberbauung und Urban Soul auf dem Nordfeld entwickelt. Auch ein möglicher Ausbau der Einzelhandelsflächen im Viktoriakarree dürfte Auswirkungen auf die Entwicklung in der Fußgängerzone haben. Zu den Überlegungen gehören nicht nur Fragen zu veränderten Kundenströmen, sondern auch, welche weiteren Geschäftsräume eventuell in der Innenstadt frei werden.

Der Einwand, die Fertigstellung der neuen Geschäftsräume werde noch einige Jahre dauern, ist zwar berechtigt, andererseits aber scheinen kurzfristige Mietverträge nicht profitabel zu sein. Eine Bindung unter fünf Jahren ist in den guten Lagen der Innenstadt kaum möglich, wenn nicht gar unmöglich. Auch das führt zu Leerständen. Das Risiko scheint für interessierte Einzelhändler einfach zu groß. Und die Situation mit zwei geschlossenen Tiefgaragen in der City wirkt sich zusätzlich aus. Aber da muss Bonn wohl durch.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort