Prinzessin für einen Abend Geschäfte in Bonn sind gut gerüstet für den Schulabschluss

Bonn · Abibälle und Garderobe der Gäste werden immer pompöser, und die Geschäfte haben sich längst darauf eingestellt. Die großen Säle in Bonn sind schnell ausgebucht.

Marie Christ ist auf der Suche nach dem passenden Kleid für den Abiball.

Marie Christ ist auf der Suche nach dem passenden Kleid für den Abiball.

Foto: Barbara Frommann

Zu viel Glitzer, keine Spitze und auf gar keinen Fall lang: Marie Christ weiß genau, was sie will. „Etwas Kurzes. Die Farbe ist egal. Hauptsache, es ist nicht schwarz“, steckt die Abiturientin die Eckdaten fest und schaut das Angebot an Ball- und Abendroben im Bonner Kaufhaus Leffers durch. Doch selbst bei den kurzen Cocktailkleidern ist die Auswahl nicht einfach.

„Auch die sind mir viel zu auffällig“, ergänzt sie und schaut sich um. Gerade einmal zwei Exemplare schaffen es in ihre Umkleidekabine: Ein rosafarbenes Volantkleid und – quasi als Bestätigung ihrer Ausschlusskriterien – ein nudefarbener „Kompromiss“: vorne kurz, hinten lang. Allerdings gibt es wieder jede Menge „Bling-Bling“ am Dekolleté.

In der Kabine nebenan lässt sich eine andere Abiturientin gerade von Mutter und Schwester ausstaffieren. Taft und Tüll, ergänzt durch Glitzersteine sollen aus der Schülerin eine Prinzessin für einen Abend machen. Noch schnell ein passendes Abendtäschchen dazu – fertig. „Da würde noch nicht einmal mein Handy hineinpassen“, begutachtet Marie Christ das Exemplar. Thema erledigt, das Glitzerstück wird zurückgelegt.

„Direkt nach Weihnachten kommen die ersten Abiturientinnen“, weiß Heike Boerger von SinnLeffers Bonn. Richtig los gehe es aber erst später, dann „wenn sicher ist, dass alle Voraussetzungen für die Zulassung erfüllt sind“, so die Modeexpertin. Dann kommen die Abiturientinnen meist mit ihren Müttern. „Viele wollen ihre Schulzeit mit einem ganz großen Auftritt beenden“, fügt sie hinzu.

Blumen und Glitzersteine im Haar

Während es für den Abend meist ein langes, klassisch-feminines Kleid sein müsse, werde für die Zeugnisübergabe am Vormittag eher ein kurzes Cocktailkleid gewählt. „Zwei Outfits sind die Regel. Hauptsache elegant“, weiß die Abteilungsleiterin. Einfacher haben es da die Jungs. „Die kombinieren ihren Anzug einfach anders. Morgens sportlich, abends festlich. Sie tauschen nur Krawatte und Einstecktuch aus. Fertig.“ Duschen, föhnen, schminken – auch das reicht für den großen Tag nicht mehr.

„Nein“, erklärt eine Friseurmeisterin aus Poppelsdorf. „Die jungen Damen lassen sich richtige Brautfrisuren stecken. Manchmal befestigen wir auch kleine Glitzersteine, Blumen oder sogar Krönchen im Haar. Die Wünsche werden von Jahr zu Jahr ausgefallener.“

Nicht nur die Garderobe will frühzeitig geplant werden, auch der richtige Rahmen für das Fest muss passen. Wer beispielsweise in der Bad Godesberger Stadthalle feiern will, der muss schnell sein. „Natürlich sind wir längst ausgebucht“, berichtet Thomas Weiermann. Nicht nur das: „Für das kommende Jahr gibt es auch nur noch wenige Termine, vier Anfragen haben wir bereits für 2019 erhalten“, ergänzt der Gastronom.

Für sein Team bedeutet die rund zweiwöchige Abiballzeit viel Arbeit. „In diesem Jahr finden bei uns zwölf Veranstaltungen statt“, berichtet er. Durchschnittlich 500 bis 600 Personen müssen dann bewirtet werden. Auch Weiermann beobachtet, dass die Feiern zum Schulabschluss immer pompöser werden. „Manche Mädchen kommen zu uns wie zu einer Hochzeit“, erzählt er. Traditionell ist hingegen das Buffet. „Die meisten wollen kein Risiko eingehen und bestellen bekannte Klassiker. Vegetarische Speisen und ein Angebot für Muslime sind ebenfalls ein Thema“, so Weiermann.

Heiß begehrt bei Schulabgängern ist etwa das Maritim-Hotel an der Kurt-Georg-Kiesinger-Allee. „Unsere Kapazitäten sind ausgeschöpft. Für das nächste Jahr gibt es ebenfalls schon Reservierungen“, sagt Marion Suhr, stellvertretende Veranstaltungsleiterin. Auch sie beobachtet, dass die Feste einen immer opulenteren Rahmen bekommen. „Das sehen wir nicht nur bei der Garderobe“, erklärt sie. „In Sachen Saaldekoration übertrumpft ein Jahrgang den anderen.“ Blumen alleine genügen längst nicht mehr. Heutzutage müssten es zum Beispiel schon mal Hunderte Luftballons sein, die von der Decke schweben.

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