Kindersoldaten in Kolumbien Geraubte Kindheit

Bonn · Ehemalige Kindersoldaten aus Kolumbien schildern ihr Leben in einem Film. Das Besondere ist, dass sie sich mit Hilfe der Salesianer Don Boscos aus den Fängen der Guerillakämpfer befreien konnten.

 Screenshot aus dem Film "Alto El Fuego" ("Waffenstillstand") in dem Catalina ihre Geschichte erzählen.

Screenshot aus dem Film "Alto El Fuego" ("Waffenstillstand") in dem Catalina ihre Geschichte erzählen.

Foto: Sennekamp

Catalina liebt das Tanzen, am liebsten mag sie Tango und Flamenco. Manuel dagegen faltet in seiner Freizeit gerne Origami-Figuren. Zudem ist er, genau wie Catalina, ein Fan von traditioneller kolumbianischer Musik. Doch die zwei 19-Jährigen eint nicht nur ihre Liebe zur Musik, sondern auch ein bewegendes Schicksal: Beide schlossen sich im Kindesalter der FARC an, die seit über fünfzig Jahren bewaffneten Widerstand gegen die kolumbianische Regierung leistet.

An der Seite der Rebellen zogen sie in den Krieg, erlebten schreckliche Verluste und konnten sich nur durch die Hilfe der Salesianer Don Boscos aus den Fängen der Guerillakämpfer lösen. Am Freitag besuchten sie die Mission Ordensgemeinschaft in Bonn, um den Film „Alto El Fuego“ vorzustellen. Darin schildern sie ihr Leben als Kindersoldaten.

Wenn Catalina und Manuel über ihre Hobbys reden, lachen sie viel und albern herum. Genau so gerne reden sie über ihre Zukunft. „Ich möchte Krankenschwester werden“, erzählte Catalina bei der Vorstellung des Films. „Das habe ich meiner Mutter versprochen.“ Doch wenn man fragt, warum sie sich einst den FARC-Kämpfern anschlossen, verfinstern sich ihre Mienen schlagartig. „Ich lief mit 13 Jahren von zu Hause weg, weil mein Stiefvater ständig betrunken war und mich verprügelte“, sagte Catalina. „Er versuchte sogar, mich zu vergewaltigen.“ Catalina begann Drogen zu nehmen. Nach einem Selbstmordversuch schloss sie sich den Guerilla an.

Manuel riss als kleiner Junge zusammen mit seinem Bruder von zu Hause aus, weil seine Familie in großer Armut lebte. Damals war er gerade acht Jahre alt. Kurze Zeit später gelangte auch er zu den Rebellen, die seinen Bruder später töteten. „Ich habe mir im Andenken seinen Namen auf die Fingerknöchel tätowieren lassen“, so Manuel. Die Zeit als Kindersoldaten hat bei beiden tiefschürfende Spuren hinterlassen, Manuel verlor seinen Bruder, Catalina ihren Lebensgefährten.

Für die zwei lieferte das jeweils den Grund zur Flucht aus den Reihen der FARC. Schließlich fanden sie Unterschlupf in einem Kinderdorf der Salesianer Don Boscos in Medellin. Hier arbeiten Geistliche und Pädagogen daran, ehemalige Kindersoldaten wieder in die Gesellschaft zu integrieren. In den vergangenen 15 Jahren seit Gründung des Schutzprogramms wurden 2 300 Jugendliche betreut, laut Schätzungen des Ordens fanden 85 Prozent den Weg in ein neues Leben.

Das eine Rückführung in das zivile Leben nicht immer ganz einfach ist, weiß Pater Rafael Bejarano, Direktor der Einrichtung. „Die Jungen wurden ausgebildet, um Schmerzen zuzufügen, zu töten und Leichen zu zerstückeln“, sagte er. „Die Mädchen wurden missbraucht. Solche Traumata müssen bewältigt werden.“ Mit ihrem Film, der zusammen mit dem Dokumentarfilmer Raúl de la Fuente entstand, wollen die Salesianer nun auf das Problem der Kindersoldaten aufmerksam machen und ihr Programm vorstellen.

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